Sie steht in einer Reihe mit Engeln und Aliens, dem Einhorn und dem Yeti. Von vielen wird sie ins Reich der Legende, der Phantasie oder gar der Lüge verbannt. Mit unerschütterlicher Gewissheit hingegen beharren immer wieder Augenzeugen darauf, sie gesehen zu haben:

die Rüsselelfe

"Zuerst sah ich nur ein blaues Glimmen, das rasch näher kam," beschreibt Sophie Schauinsland, eine 37jährige biedere Hausfrau aus dem elsässischen Fessenheim, ihre Begegnung. "Ich war gar nicht in der Lage, mir noch groß Gedanken zu machen, da flog sie auch schon direkt an mir vorbei. Wäre ich nicht so erschrocken gewesen, ich hätte nur die Hand nach ihr ausstrecken müssen, so nah war sie. Und sie schaute mich aus ihren tiefschwarzen Augen direkt an."

Augen wie dunkle Lapislazuli

"Nein", widerspricht ihr Jakob Überflieger aus Bad Schwalbach, "Sie hat eindeutig blaue Augen. Ähnlich einem dunklen Lapislazuli." Und Jakob Überflieger muss es wissen, gehören die blauen Steine doch zu dem reichen Sortiment, das in den Vitrinen seiner Schmuckauslagen glänzt. In Einem jedoch zeigt der Kaufmann sich ebenso unbeirrbar wie die brave Hausfrau Sophie Schauinsland: "Was ich gesehen habe, war eindeutig eine Rüsselelfe!"

Wissenschaftler aus aller Welt stehen diesen und den Tausenden ähnlicher Augenzeugenberichte hingegen skeptisch gegenüber. "Alles Quatsch", wischt denn auch Professor Peter Pingel alle Berichte kurzerhand vom Tisch. "Ich will ja nicht bestreiten, dass die Leute da irgendwas gesehen haben. Eine Luftspiegelung vielleicht oder auch einen Ballon. Es verhält sich damit genauso wie mit den Sichtungen von UFOs. Da behaupten auch Tausende, eins gesehen zu haben. Aber zu 99 Prozent lassen sich diese Phänomene ganz leicht aufklären. Für die Existenz von Rüsselelfen gibt es nicht den geringsten Beweis."

Trittbrettfahrer des Paranormalen

Noch einen Schritt weiter geht der renommierte Soziologe Dr. Bruno Babbelsack. "Trittbrettfahrer des Paranormalen" nennt Babbelsack die Augenzeugen: "Viele lügen schlicht und einfach. Für sie ist es eine Chance, Publicity zu ernten und damit ihr Selbstwertgefühl aufzupeppen. Und manch einer lügt vielleicht derart gut, dass er zuletzt sogar selbst daran glaubt, eine Rüsselelfe gesehen zu haben. In anderen Fällen mögen die Wahrnehmungen auf den Einfluss von Drogen zurück zu führen sein." Und noch eine Erklärung hat Babbelsack parat: "Manchmal ersetzt der Wunsch die Wahrheit. Der vielfach propagierte Wertewandel ist für viele Menschen längst zu einem Werteverfall geworden. Sie wissen nicht mehr, was sie glauben und woran sie sich orientieren sollen. Das sind die besten Voraussetzungen für obskure Gurus und Heilbringer, um ihre Lehren unters Volk zu bringen. Aber auch für Illusionen ist dies ein fruchtbares Feld. Je weiter die wissenschaftliche Aufklärung voran schreitet, umso üppiger gedeihen Spekulationen über das Unerklärliche, Übersinnliche und Metaphysische. Die Menschen lehnen es ab, in einer entzauberten Welt zu leben. Wo das Wissen dem Glauben keinen Raum mehr lässt, schaffen die Menschen sich deshalb neue Mythen, an die sie glauben können."

Jakob Überflieger bringen solche Kommentare nicht aus der Fassung. "Ich weiß, was ich gesehen habe!" sagt er selbstbewusst. "Schließlich leide ich weder an Halluzinationen noch an einer kollektiven Wahnvorstellung." Und das will man dem etablierten Kaufmann schon glauben, der neben einem ausgeprägten Sinn fürs Ästhetische über einen ebenso scharfen Geschäftssinn verfügt. Nein, dieser Mann ist kein Spinner. Und Sophie Schauinsland kommentiert: "Einen Ballon, der schnurstracks an mir vorbei fliegt und mich dabei anschaut, müssen Sie mir erst mal zeigen."

Beweis oder Fälschung?

Nach Jahrzehnten hitziger Diskussionen, die seit den ersten dokumentierten Rüsselelfensichtungen vergangen sind, scheint nun endlich Klarheit geschaffen. Aus Bottrop erreichte uns das hier erstmals veröffentlichte, aufregende Bildmaterial. "Ja" - bestätigt Sophie Schauinsland mit einem glücklichen Lächeln, "Genau das habe ich gesehen." Und auch Jakob Überflieger nickt befriedigt: "Nun endlich wird man uns glauben müssen."
Da jedoch hat Jakob Überflieger die Rechnung ohne den Wirt gemacht. "Fälschungen!" behauptet Pingel. Und auch Babbelsack ist sich sicher: "Diese Bilder sind nicht authentisch."
Sollte am Ende vielleicht hier der Wunsch die Wahrheit ersetzen? Das zumindest glaubt Jakob Überflieger. "Ach, die Herren Wissenschaftler," schnaubt er abfällig, "die wollen einfach nicht glauben, was offensichtlich ist. Dann müssten sie ja zugeben, dass sie sich geirrt haben."

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