– h o t )-( s p o t –

Pegasus
1998/99

©opyright Iris Hoth

 

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Pegasus, die weißen Hufe
berühren Wolkensaum.
Geflügelter Galopp der Herzen,
lichtbesteppter Istzeittraum.

Sternschnuppen, gelöst von Bär,
von großen, kleinen Wagens Kufe.
Der Liebe Wunderkerzen,
Trauerflor und Fahne schwenk, er flieht.

Brennend widerstrebt er Erd und Himmel.
Zeit und Zukunft im Klange der Fanfaren.

Trompeter, blas dieses Lied.

 
 
 
 
Eins aus Zwei

Direkt ans Ohr gehalten,
ist's ein wundervolles Timbre.
Aber das mag er nicht.

      Jedoch kann er
      spiegelbildnerisch
      willkürlich die Pupillen weiten.

Direkt auf die Haut gelegt,
hält er nicht still.

      Stattdessen bespitzelt er
      streunend
      die Geister der Nacht.

Direkt geliebt
ist es ein Spiel,
dem er sich scheu entwindet.

      Kommt, wann er will,
      und streut
      mir seine Zärtlichkeit in die Hände.

 
 
 
 
Es will hinaus

Alles, was mir je gehörte,
was ich bin,
was mich erfreute, was empörte,
es will hinaus.

Was ist, was nicht, was Sinn
oder jenen störrig machte,
alles, was ich bin,
es will hinaus.

Was ich geträumt, eh ich erwachte,
und das, was dann vom Traum mir blieb,
womit es geizte, was es brachte,
es will hinaus.

Will schreiben, was das Leben schrieb,
will Klage nicht, noch Chiffer sein,
allein ein Wort, vernommen und geliebt,
es will hinaus.

 
 
 
 
Die blaue Blume der Leidenschaft

Ging gestern steinwandelnd
blaue Blume oder so
erweckt aus den Gezeiten.

Ein Ton zersprang, bevor er floh,
verließ den Stein gespalten
und ward und ward nicht froh.

 
 
 
 
Lass uns,
eh ich nun die Stunden zähle,
die Murmel rollen und die Sphinx befragen.
Sieh nur ihr Lichtspektakel
im vierdimensionalen Haus.

Lass uns
lärmen, schweigen, Sinn vertagen,
liebkosen, schmeicheln und uns jagen,
eh ich eine Stunde wähle.
Schau!
Ein Hexameter an der Wand.

Lass uns
Zeit verkürzen, Stunden würzen,
Laken wühlen, Sehnsucht kühlen,
Lustschwerter messen, Zeit vergessen,
Liebe klagen, Wurzeln schlagen
ineinander
ich und du

 
 
 
 
Sie liebt mich
- Crescendo -

Sie ist die schönste
Riesin meiner Sehnsucht.
Geht durch meinen Tag und sitzt an meinem Tisch
und macht Fackeln tanzen auf der Gischt.
Liebt sie mich?
Liebt sie mich nicht?

Sie schürt das Feuer, und ihr Lächeln
trägt sie gebunden wie den Zopf und königlich
wie eine Blume vom Balkon wirft sie's den Gondolieri zu,
die singend meine Lust befächeln
mit tönend Hoffnung...
Sie liebt mich.

Austern schlürft sie aus der Schale,
Garnelen isst sie aus der Hand
und nimmt die Rose, meiner Liebe Pfand
und legt sie fort und wendet ihr Gesicht
und träumt sich in ein andres Land,
und schweigend schreit's...
Sie liebt mich nicht!

Ach wollten sich die Meere teilen
und in den Quellen Nymphen weilen,
Delphine springen auf den Gauben,
so wollt ich glauben...
Sie liebt mich.

Und wär die Nacht wie eine Brandung –
sie ist's! – an der sich tosend Leben bricht,
jetzt Rauch, jetzt Feuer, das erlischt,
schaudernd schwarz...
Sie liebt mich nicht.

So gib mir, gib mir doch ein Zeichen!
Gib mir, was das Herz erträumt, und nicht
aus der Dünung einen toten Fisch.
Sie liebt mich, sie liebt mich nicht...

Wie Walgesang tönt meine Werbung
und ruft sie, sei's durch die Äonen.
Für immer! ruft sie - Ewiglich!
Darauf ein Echo... sie liebt mich.

Auf der Brücke eine Rhapsodie,
vom Turm eine Fanfare. Der hohe Turm
nimmt mir die Sicht. Sie liebt mich nicht...

Auf dem Platz ein Fittichwerk von Tauben,
am Himmel ein Fanal. Der weite Himmel,
tanzend, dreht sich. Sie liebt mich...

Sie zieht die Stirn kraus,
und der süße Mund, er spricht –
spricht er's wirklich, oder träume ich? –
Sie liebt mich. Sie liebt mich nicht...

 
 
 
 
einfaches Gedicht

Freude bewegt mich angesichts der Dinge
Weil so wie sie in mir
Ich in ihnen schwinge.

Freude bewegt mich angesichts der Wesen
Weil so wie ich in ihrer
Sie in meiner Seele lesen.

 
 
 
 
Stunden und Tage,
Wochen und Jahre
bin ich auf dem Weg, und vage
und dann und wann
erinnere ich mich. wohin...

Und Wärme sucht die Arktis heim.

Und mein kleiner Zeh
schnippt Krümel vom Parkett,
räkelt sich so nett,
und das große Weh
hat ausgedient.

Üppige Blüte begeht Landfriedensbruch in der Steppe.

Und das große Flehen
winselt und ist fett
verlassen patsch und pratsch in fremdem Bett,
und Überstehen
wich längst der Freude.

Lichter am Polar.

Sie waren immer da.
Nur unerkannt oder gesichtet und verneint,
nun mit dem Firmament vereint.
Trommel tönt, Triangel grüßt den Tag,
und die kleine Zimbel spielt

zu Gottes heitrem Wimpernschlag.