Der Rotzfähnrich
Gestern noch Trommler,
trommelnd an die Lymph.
Aber heute schon – Sieg! –
Feldherr im rauhen Hals!
Und der dumme Wirt
rätselt, wer ich bin.
Ihm ist heiß, und ihm ist kalt.
Ohooo, na ja, aha (feixt),
Was soll ich sagen? Ich bin's halt!
Gestern noch Fahnenträger,
die Kompanie im Gefolge.
Heute schon Fähnrich,
Schütze und Schläger,
bazillenschleudernder Moloch.
Den kenn ich doch!
denkt sich der Wirt
und setzt ihm Glühwein vor's Gesicht.
Oh oh, aber nicht doch, pfui!
So wetteten wir doch nicht!
Eben war's nur die Nase,
doch gleich das ganze schleimhäutige Land
setz ich unter Wasser, setz ich in Brand.
Wart's nur ab!
Derweil hat der Wirt ihn völlig erkannt.
Verdammt, der hat mir grad noch gefehlt!
denkt er und sinnt auf Rache
an dem Rotz, der ihn quält.
Zuerst wird der Drache gelähmt –
ein Whisky, ein Bourbon, ein Gin.
Anschließend wird er gezähmt
und dann – antibiotisch vernichtet!
Der Rotz hat sich derweil verdichtet.
Heute gehört mir der Wirt,
morgen schon seine Sippe.
Heut mach ich Herpes auf der Lippe
und morgen – was für ein Fest! –
befalle ich das Gerippe!
Dem muss doch beizukommen sein!
Wär doch gelacht, na warte!
Jetzt reib ich dich ätherisch ein,
Öl auf meine Schwarte!
Ungemütlich ist das hier,
der Wirt – ich riech den Braten –
dieser feige Hund
schwächt meine Soldaten.
Das wär kein rechter Krieger,
der jetzt den Schwanz einklemmt.
Deshalb völlig ungehemmt
hetze ich den Tiger
dir ins Gedärm.
Oh, dieser miserable Wicht!
Rotz und röchelnd Lärm.
Jetzt kriegst du Saures, das magst du nicht,
und wenn's Ascorbin nicht tut,
dann kriegst du halt Arsen.
Noch einmal Angriff, nochmals Mut,
sieh die Fahnen wehn.
Das Heer verreckt, im Land herrscht Not,
Wirt und Fähnrich...
beide tot.