h o t )-( s p o t ©opyright Iris Hoth |
Auf der Suche nach der eigenen Identitätoder...
Bereits an früherer Stelle habe ich festgestellt, dass meiner Meinung nach die Wesensteilung Spocks in einerseits vulkanisch, andererseits menschlich eher ein Artefakt darstellt, als dass sie tatsächlich gegeben wäre. Nachdem wir längst wissen, dass Vulkanier Gefühle haben: Warum sollten ausgerechnet Spocks Gefühle dem Umstand seiner halbmenschlichen Abstammung zuzuschreiben sein?
Die zwei Seelen, die einander widerstrebenden Neigungen, der in der Person verankerte Antagonismus... stellen sich bei näherer Betrachtung als eine Widersprüchlichkeit dar, die jedem Vulkanier mitgegeben ist, der sowohl das Erbe seiner leidenschaftlichen Vorfahren als auch den Schatz der pazifistischen Vernunft in sich trägt. Genau wie Menschen verschiedenen Temperamentes und in sich heterogen sind, wird auch unter den Vulkaniern der Eine mehr, der Andere weniger dem einen oder anderen Pol seines Wesens zuneigen. Der Erfolg der Filmfigur Spock mag unter anderem darin liegen, dass er ein Identitätsproblem verkörpert, das auch Menschen betrifft: hin und her gerissen zwischen Ratio und Gefühl (Kopf und Bauch), Anpassung und Eigenständigkeit, Wunsch und Notwendigkeit, Tradition und Wandel. Das Feld widersprüchlicher Anforderungen und Tendenzen gebiert einen inneren Antagonismus, der die Integrität der Person bedroht und den zu meistern ein hohes Maß an innerer Balance erfordert. Ob aber nun Spocks zwei Seelen ein Ergebnis seiner gemischten Abstammung sind oder nicht... Er jedenfalls hält sie dafür. Wie auch seine Umgebung permanent über seine Gespaltenheit mutmaßt und gerne den einen oder den anderen Teil seiner Anlagen stärker ausgeprägt sähe. Der Vater sähe Spock gerne als waschechten, kühlen Vulkanier. Namentlich der Bordarzt der Enterprise, Dr. Leonard McCoy, wird indes nicht müde, Spocks "menschliche" Hälfte herauszufordern.
Auf der Enterprise ist Spock ein Fremder unter Fremden zumindest für die ersten Jahre auch noch unter dem Kommando von Kirk gilt dies. Spock hat große Schwierigkeiten, die menschlichen gesellschaftlichen Umgangsformen zu verstehen und nachzuvollziehen... so trivial sie auch sind [mci02], beziehungsweise: gerade weil sie so trivial sind... trivial und unlogisch. Den Humor bezeichnet Spock wiederholt als eine "rein menschliche Eigenschaft, die jeder Logik entbehrt, und somit nicht zum vulkanischen Wesen gehört." [bon01]
"Insgeheim gab Spock zu, dass viele seiner Handlungen nur dazu dienten, die menschliche Hälfte seines Selbst zu verleugnen. Er wusste, wie stark emotionale Motivation sein konnte." [kag01] Erstmals in der Episode "Implosion in der Spirale" [tos07] begegnen wir einem unter dem Einfluss eines Virus emotionalen Spock, gleichermaßen zu Liebe und zu Wut fähig... und zu schmerzlicher Reue. "I spent a hole life in hiding my feelings" sagt Spock und bereut es, niemals seiner Mutter seine Liebe bekannt zu haben.
Indem Spock sich für eine Karriere bei Starfleet und den Dienst auf einem Schiff entscheidet, dessen Besatzung zum überwiegenden Teil aus Menschen besteht, dringt er in das Zentrum seines Identitätskonflikts vor und stellt sich sozusagen der Feuerprobe... um sich wieder und wieder zu verbrennen.
Spock verfügt über einen auch für Vulkanier ungewöhnlich hohen ASW-Faktor [lor01]. Das heißt: seine mentalen, z.B. telepathischen Fähigkeiten und seine Sensibilität sind sehr ausgeprägt. In der von Menschen dominierten Umgebung der Enterprise hat dies zur Konsequenz, dass Spock eine geradezu lückenlose telepathische Blockade errichtet und über immens stabile mentale Schilde verfügt. So erscheint er, was auch immer in seinem Inneren brodeln mag, nach außen kühl und beherrscht. Sogar mehr, als dies bei einem reinrassigen Vulkanier zu erwarten wäre. Nun muss ein reinrassiger Vulkanier natürlich auch nicht befürchten, mit gezeigter Emotionalität selbst wenn sie ihm wesensfremd sein sollte (aber wie kann wesensfremd sein, was das Wesen fühlt?) seine Integrität als Vulkanier einzubüßen.
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