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©opyright Iris Hoth
 

Dr. Leonard H. McCoy




    Was sich neckt, das liebt sich.
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    "Ich vertrete die Ansicht, dass Dr. McCoy und Mr. Spock ihre Kabbeleien mehr aus Gewohnheit als aus anderen Gründen beibehalten. Ach, vor langer Zeit hat es vielleicht eine Antipathie zwischen den beiden gegeben... wie bei zwei entschlossenen Boxern, die herumtänzeln und nicht zu Boden gehen wollen. Aber heute, glaube ich, fauchen sie sich nur an, weil... nun ja, weil es von ihnen erwartet wird. Statt sich gegenseitig von der Überlegenheit ihrer jeweiligen philosophischen Position zu überzeugen, benutzen sie sich gegenseitig als mentale Schmirgelbretter, um ihre spitze Zunge zu trainieren."

    (Kirk in "Der Riss im Kontinuum" von Peter David [dav01])

    Dr. Leonard H. McCoy (das H. steht übrigens für Horatio) – auch liebevoll "Pille" genannt – ist der älteste in dem legendären Dreigespann. Auch von ihm zeichnen die Geschichtsschreiber ein widersprüchliches, schillerndes Bild. Ebenso wie Kirk ist McCoy ein sehr leidenschaftlicher, emotionaler Mann. Nach seiner persönlichen Tragödie – der gescheiterten Ehe mit Jocelyn – verschlägt es McCoy in den Weltraum und auf die Enterprise. Und immer wieder erweckt es den Eindruck, als säße tief in ihm ein Stachel, an dem unentwegt Liebe und Schmerz einander aufreiben. In einem früheren Jahrhundert wäre McCoy vielleicht Alkoholiker gewesen... Jedenfalls ist seine Vorliebe für saurianischen Brandy, den er gerne auch als Medizin verordnet, eines seiner Markenzeichen. Ebenso wie übrigens seine Abneigung gegen die Apparatemedizin, die Technik im Allgemeinen und Transporter im Besonderen.

    I'm a doctor, not a ***    (für *** bitte beliebige Begriffe einsetzen)

    Gerne hält McCoy von sich selbst das Image des "einfachen Landarztes" aufrecht. Auf der anderen Seite stellt er jedoch seinen analytisch scharfen Verstand ebenso oft unter Beweis wie seine mitfühlende Empathie. Und an seiner Reputation, seinem exzellenten medizinischen Fachwissen kann überhaupt kein Zweifel bestehen.

    Spock auf Chapels Hinweis, dass McCoy im Grunde ein sehr empfindsamer Mann sei:

    "Ja, ich weiß. Darüber hinaus ist er ein hervorragender Arzt, und wir können uns freuen, ihn an Bord der Enterprise zu haben. Dennoch braucht er ab und zu eine Zurechtweisung. Außerdem nehme ich an, dass es ihm großes Vergnügen bereitet, mich zu beleidigen und seinerseits von mir beleidigt zu werden. Nur auf diese Weise bringt er es fertig, gegenüber einem so exotischen Wesen wie mir seine Zuneigung auszudrücken."

    (aus "Die Trellisane-Konfrontation" von David Dvorkin [dvo01])

    Trotz der scheinbar fortwährenden Meinungsverschiedenheiten war McCoy nicht einmal in der hitzigsten Auseinandersetzung fähig, das Wissen, die Intelligenz oder gar die integren Absichten des Vulkaniers zu bezweifeln.

    (aus "Die Kolonie der Abtrünnigen" von Gene DeWeese [dew01])

    [Nach der Rettung McCoys] Nur die dunklen Augen Spocks verrieten Zufriedenheit darüber, seinen verbalen Sparringpartner wiederzusehen. "Ich stelle voller Genugtuung fest, dass sie gesund und munter sind. Allem Anschein nach hat auch Ihr Temperament nicht gelitten."

    (aus "Zeit für Gestern" von Ann C. Crispin [cri02])

    Spocks Berührung beruhigte seinen [kranken, behandlungsbedürftigen] alten Freund McCoy, und Savaj erkannte, dass auf dieser Ruheebene, die Spock für ihn geschaffen hatte, keine Vorspiegelungen borstigen Widerstandes vorhanden waren, oder dass es jemals anders gewesen war."

    (aus "Das Prometheus-Projekt" von Sondra Marshak und Myrna Culbreath [mar+cul01])
    Im Roman "Die verlorenen Jahre" von Jeanne M. Dillard [dil02] wird der Abschied am Ende der 5-Jahres-Mission geschildert.
    Spock zu McCoy: "Trotz unserer diversen philosophischen Meinungsverschiedenheiten habe ich großen Respekt vor Ihnen, Doktor."
    McCoy, dem Rührung und Trennungsschmerz fast die Tränen in die Augen treiben, zu Spock: "Leben Sie wohl, Spock. Himmel, ich glaube, Sie werde ich von allen am meisten vermissen."
    Angesichts seines selbstmörderischen Unternehmens spürt Spock seine unvulkanische Zuneigung zu McCoy.

    "Ich bedaure sehr, dass uns keine Zeit für eine logische Diskussion bleibt, Doktor. Ich habe meine Gespräche mit Ihnen immer sehr genossen. Sie waren mit ein guter Gegner und Freund."

    (aus "Star Trek II – Der Zorn des Khan" von Vonda N. McIntyre [mci02])

    Vielleicht ist es der Stachel, der in McCoy selbst liegt, der ihn auch zum Stachel für andere macht. Und ganz besonders für Spock, den herauszufordern, zu beschimpfen und zu mögen er nicht müde wird. Kirks oben angeführtes Zitat trifft den Nagel auf den Kopf: Zweifelsohne gab es zwischen Spock und McCoy Spannungen und fiel es jedem von beiden schwer, den jeweils Anderen zu verstehen, aber wo sie diese Missverständnisse nicht überwunden haben, haben ihr gegenseitiges Vertrauen und der gegenseitige Respekt trotzdem eine Brücke geschlagen.

    Ebenso wie Spock sich dessen bewusst ist, dass er McCoy nicht nur respektiert, sondern liebt [dil04], weiß McCoy, dass er die Präsenz Spocks, oder irgendeinen Faktor davon, genießt [mar+cul02]. Dieser Genuss – meine ich – schlägt sich auch unübersehbar in den lustvollen Disputen zwischen den beiden Männern nieder.

    Es gibt aber auch Momente, viele Momente sogar, in denen für Zungengefechte keine Gelegenheit besteht oder sie unangebracht wären. Fast könnte man die Kabbeleien zwischen Spock und McCoy als eine Art Barometer ansehen: Wenn sie stattfinden, besteht Hoffnung. Wenn keine Hoffnung mehr besteht, bricht sich in den Dialogen bestenfalls noch der Galgenhumor die Bahn... Pille ist ein sarkastischer Mensch mit viel Sinn für Galgenhumor.

    Bereits hingewiesen habe ich auf den Respekt der beiden Männer füreinander. Spock schätzt und anerkennt McCoys medizinische und psychologische Kompetenz. Er zieht ihn zu Rate, wenn es zum Beispiel um die Bewertung des Verhaltens von Besatzungsmitgliedern oder des Captains geht. Als Erster Medo-Offizier der Enterprise nimmt McCoy eine Sonderstellung, eine Art Kontrollfunktion wahr. Er ist berechtigt, sogar den Captain für dienstuntauglich zu erklären, wenn er dies für erforderlich hält. In der Episode "Tödliche Wolken" [tos47] erleben wir, wie Spock und McCoy nach gemeinsamer Beratung den Captain zur Rede stellen und ihm eine Verhaltensänderung nahelegen, wenn er nicht des Kommandos enthoben werden will.

    Darüber hinaus treffen wir im Verhältnis von Spock und McCoy zueinander auf ein inzwischen schon vertrautes Star Trek-Phänomen. Keiner von beiden zögert je, das eigene Leben für das des Anderen zu opfern. In dramatischen Situationen kommt überdies die tiefe Zuneigung der beiden Männer füreinander zum Ausdruck... Und wirkt vielleicht gerade deshalb umso rührender, weil in diesen Augenblicken beide ihre Auseinandersetzungen als Makulatur abstreifen.

     
    Anders als im Fall Kirks wird die Freundschaft zwischen Spock und McCoy durch das Ende der 5-Jahres-Mission und die nachfolgenden Ereignisse nicht erschüttert. Zwar sind die beiden räumlich getrennt, Wertschätzung und Zuneigung bleiben jedoch unverändert bestehen. Als McCoy im Rahmen einer medizinischen Vortragsreihe auf Vulkan ist, nimmt er auch die Gelegenheit wahr, Spock zu besuchen. Dann – wie bereits im Kapitel zu Spocks Kolinahr ausgeführt – überschlagen sich die Ereignisse, die McCoy als Geisel durch den Weltraum schubsen, die schließlich das Leben seiner Begleiterin auf Vulkan kosten und die Spock ins Kolinahr treiben.

     
    Die Erfahrung des Kolinahr, auch wenn er dieses letztlich nicht erreicht, entfremden Spock von allem und jedem. Dem veränderten Spock sagt McCoy auf den Kopf zu, dass er beim Kolinahr versagt habe, und dass er sich nun überdies über ihn, McCoy, und diese Zuweisung ärgere. "Genau aus diesem Grund hatte er [Spock] darum gebeten, allein mit Kirk zu sprechen, weil ihn der Doktor viel zu leicht durchschaute." [rod01]
    McCoy, der in seiner Rolle immer wieder das Gewissen Kirks personifiziert, ist auch derjenige, der besser als jeder andere in der Lage ist, Spock zu durchschauen und zu deuten. Er ist derjenige, der Spock mit unnachgiebiger Hartnäckigkeit immer wieder auf seine Emotionen und seine halbmenschliche Abstammung verweist.

    Spätestens nach Spocks Tod und Auferstehung und nachdem McCoy über Wochen hinweg das Katra des Vulkaniers in sich getragen hatte, werden jedoch alle Verbalgefechte zwischen Spock und McCoy zur bloßen Farce.

    Auch nachdem die Helden der Enterprise, diesmal durch die "Entführung" eines Buckelwalpärchens, die Erde gerettet haben, meint McCoy immer noch, Teile von Spock in sich zurückbehalten zu haben. Nach Beendigung der Katastrophe sucht er ihn deshalb auf. Es ist McCoy "unheimlich", Spock "zu gut" zu verstehen. Spock zu McCoy:

    "Ist es denn so furchtbar, mich zu verstehen? [...] In dem Maß, das zu erreichen möglich ist, sind wir frei, jeder von dem Anderen. Wir haben jeder unsere eigenen Erinnerungen. Aber wir haben Resonanzen voneinander zurückbehalten. Auch ich verstehe Sie jetzt besser. Können Sie sich nicht mit dem abfinden, was geschehen ist? Wenn Ihnen das nicht gelingt, werden Sie leiden. Und es wird Ihr Leiden sein, nicht das meine. Wenn es Ihnen jedoch gelingt, sich jenseits Ihrer Furcht zu bringen, werden Sie sich auch jenseits von Gefahr bringen."

    (aus "Star Trek IV – Zurück in die Gegenwart" von Vonda N. McIntyre [mci04])

    Die Gelegenheiten des offenen Einvernehmens zwischen McCoy und Spock werden häufiger. Und Spock beweist ein zunehmendes Einfühlungsvermögen und Verständnis für McCoy sowie für die Menschen überhaupt, was gleichzeitig seine gewachsene Reife dokumentiert.. Hinweise darauf finden sich in vielen Romanen.
    Zum Beispiel in der mitfühlenden Unterhaltung zwischen McCoy und Spock, in der Spock zu erkennen gbit, dass er die Gefühle McCoys sowohl wahrnimmt als auch versteht. [dil04]
    Oder als Spock McCoy, als jenem unglücklicherweise das Kommando über die Enterprise zufällt, unterstützend und beratend zur Seite steht. [dua03]
    Oder als angesichts der emotionalen Konfusionen anlässlich der Begegnung McCoys mit einer in ihn verliebten jungen Frau Spock sich auf bemerkenswerte Weise als seelischer Fels in der Brandung erweist. [wei01]
    Oder... Diese Liste ließe sich fast endlos fortführen, was ich aber natürlich nicht tun will. Dass McCoy für mich zu den sehr sympathischen Erscheinungen des Star Trek-Universums zählt, dürfte hinreichend deutlich geworden sein... Oder?


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Nyota Uhura