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©opyright Iris Hoth
 

Pon farr




    Zusammenschnitt aus dem Trailer "Weltraumfieber" [tos34],
    (892 kb)

     

    Es gibt Situationen, in denen gibt es keine Zuflucht mehr. Wenn Angriff und Belagerung nicht mehr von einem externen Feind ausgehen, sondern Schauplatz des Gemetzels das eigene Innenleben ist, kann man weder fliehen noch sich verbergen. Eine solch unausweichliche Situation stellt das Pon farr dar, das vulkanische Männer alle sieben Jahre heimsucht. Eine hormonelle Flutwelle, die alle Barrieren der Logik und der Selbstbeherrschung über den Haufen wirft.

    Gemäß der vulkanischen Tradition wurde Spock als Siebenjähriger T'Pring versprochen. Jedoch – das liegt in der Natur seiner Entscheidung für die Weiten des Weltraums – hat Spock es nicht eilig damit, die elterliche Verabredung einzulösen und T'Pring zu heiraten. Auf T'Prings Drängen hin gibt Spock bei einem Vulkanaufenthalt vor der Fünf-Jahres-Mission schließlich die Verlobung bekannt, womit er sich gleichzeitig zur Entrichtung des monatlichen Brautgeldes verpflichtet. Mit T'Pring verabredet er, die Eheschließung bis zum Pon farr hinauszuschieben. [fon01]

    "Das Pon farr würde ihn schließlich zu einer Entscheidung zwingen. Aber bis dahin mochten noch einmal viele Jahre vergehen. Bisher hatte ihn die menschliche Hälfte seines Wesens vor dem Pon farr bewahrt. Einem plötzlich erwachenden Sexualtrieb, der Vulkanier in jene unkultivierten Wilden zurück verwandelte, die sie vor dem Siegeszug von Vernunft und Logik gewesen waren."

    (aus "Vulkans Ruhm" von Dorothy C. Fontana [fon01])

    Üblicherweise ereilt das Pon farr den vulkanischen Mann erstmals, ehe er das 20. Lebensjahr vollendet. Dass Spock so lange, nämlich bis zu seinem ca. 42. Lebensjahr davon verschont blieb, bestärkte in ihm die Hoffnung, dass wenigstens einmal seine menschliche Hälfte sich als nützlich erweisen und ihm das Pon farr ersparen würde. Nur aufgrund dieser Hoffnung ist es auch erklärlich, dass Spock das Risiko einging, vom Pon farr im Weltraum, weitab von Vulkan, überrascht zu werden.

    Aber Spocks Hoffnung wird enttäuscht. Und die Menschen auf der Enterprise staunen nicht schlecht, als sich herausstellt, dass unter ihnen, den ledigen, nur dem All, dem Raumschiff und sich selbst verschriebenen Abenteurern, ausgerechnet der kühle Spock seinen Trieben unterliegt und eingesteht, eine Verlobte zu haben, die er nun sofort ehelichen müsse.

    Als das Plak tow, das Blutfieber, Spock überkommt, ist die Enterprise gerade mit einer ganz anderen Mission betraut. Nur indem Kirk sich eigenmächtig über seine Befehle hinwegsetzt und Kurs auf Vulkan nimmt, kann Spock gerettet werden.

    Auf Vulkan erwartet Spock und seine Begleiter Kirk und McCoy eine Überraschung. Anstatt die Ehe mit Spock einzugehen, beruft T'Pring (die Liederliche!) sich auf ihr Recht, den rituellen Kampf des Koon-ut-kal-if-fee zu verlangen – eigentlich ein archaisches Relikt, das auf Vulkan seit Ewigkeiten nicht mehr stattgefunden hatte. Und als Gegner für Spock wählt sie ausgerechnet Kirk. Ihre kühle Überlegungen laufen darauf hinaus, dass, sollte Spock gewinnen, er weiterhin im Weltraum sein werde. Sollte Kirk gewinnen, würde er auf die Ehe mit ihr verzichten, so dass auf jeden Fall sie, T'Pring (die Untreue!), mit dem Vulkanier Stonn weiterhin ihr Verhältnis pflegen kann. Diese Rechnung geht auf, als Spock Kirk im Kampf besiegt und tötet...
    Tötet?... Nun ja, nicht ganz. Schon damals erfreuen sich Wiederauferstehungen in Star Trek großer Beliebtheit, und wir erleben einen der seltenen, nicht von externen Einflüssen bedingten Gefühlsausbruch Spocks, als er Kirk auf der Enterprise von den Toten auferstanden sieht. Eine Szene, die auch McCoy, der für diesen kleinen Trick sorgte, mit Genugtuung erfüllt.

    Soweit es Serie und Filme angeht, ist die Episode "Weltraumfieber" die einzige Gelegenheit, bei der Spock vom Pon farr befallen wird. In den Romanen werden Spock weitere Pon farrs unterstellt, und eines davon führt sogar zur Paarung [his01].

    [Kirk dachte]

    "an Vulkan, an den Tag, als Vorbereitungen für Spocks Heirat getroffen wurden, woraus sich eine Katastrophe ergeben hatte. Ohne die Partnerschaftsbindung glich Spock jemandem, der ständig auf dem schmalen Grat zwischen Leben und Tod balancierte. Ihm fehlte die mentale Brücke, die durch eine solche Beziehung entstand, und deshalb drohte ihm ein fatales Ende, wenn das emotionale Fieber des Pon farr begann."

    (aus "Zeit zu töten" von Della von Hise [his01])

    Die Episode lehrt uns, dass entgegen der allgemeinen Annahme, dass ein "unerfülltes" Pon farr zwangsläufig zum Tod führt, offensichtlich auch Ersatzhandlungen – wie in diesem Fall der Kampf auf Leben und Tod – geeignet sind, das Blutfieber zu überwinden.

    Was weitere Pon farrs Spocks anbelangt – ob sie nun tatsächlich stattfanden oder nur der Phantasie lüsterner Berichterstatter entsprangen – so mögen sie ihn bedroht haben, umgebracht haben sie ihn nicht.

    Eine Bindungsgemeinschaft, wie sie normalerweise zwischen Mann und Frau auf Vulkan eine permanente mentale Brücke schlägt, hat Spock nicht erlebt. Er offenbart sogar eine profunde Unkenntnis über die Bindungsgemeinschaft und die mit ihr verbundene Präsenz des Einem im Anderen:

    "Zwischen mir und T'Pring existierte nie ein solches Verhältnis. Als mein Pon farr begann, suchte ich nach ihrer Präsenz in meinen Gedanken. Sie war geringer als das mentale Flüstern, das du jetzt von Mutter empfängst, obwohl sie bewusstlos ist."
    (Spock in "Mord an der Vulkan-Akademie" von Jean Lorrah [lor01])

    Diese Eröffnung Spocks seinem Vater gegenüber schockiert Sarek zutiefst. T'Pring hatte nicht nur schändlicherweise auf dem Koon-ut-kal-if-fee bestanden und – noch schändlicher – Spock gegen seinen Freund – schändlichst!... einen Außenwelter – kämpfen lassen... Zudem hatte sie Spock auch geistig zurückgewiesen.


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