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©opyright Iris Hoth
 

Surak und die Reformation

"Der Speer im Herzen des anderen ist der Speer in deinem eigenen: Du bist Er."

Surak zugeschrieben [dua02]

Gewiss war Surak nicht der erste Vulkanier, der dem Krieg den Frieden und der ungezügelten Leidenschaft die Vernunft vorzog. Jedoch hatten, als Surak ein junger Mann war, die Zustände auf Vulkan schon seit längerem einen kritischen Punkt erreicht. Die Gesellschaft wandelte auf einem gerade eben noch mühsam beherrschten Grat der Gewalt, von dem sie jederzeit in den Abgrund des totalen Kataklysmus stürzen konnte. Viele Vulkanier, denen diese Möglichkeit offen stand, hatten sich auf die Sammlerschiffe im Orbit Vulkans zurückgezogen, wo Politik und Gewalt sie kaum erreichten. Aber auch unter der planetaren Bevölkerung war man wahrscheinlich schon seit langem die Gewalt müde. Trotz aller widrigen Umstände hatten sich auf Vulkan fortgeschrittene Technologien und Industrien etabliert, zumindest in den Metropolen begleitet von einem regen Wirtschaftsleben. Wessen Geschäft nicht gerade der Krieg war, der konnte an einem Fortbestehen der Bedrohung durch Gewalt kein Interesse haben. Suraks Lehren fielen auf fruchtbaren Boden, weil er der rechte Mann zur rechten Zeit war. Sein Verdienst soll dadurch um nichts geschmälert werden. Surak und die Reformation sind so eng miteinander verknüpft, dass eins quasi als Synonym für das jeweils andere verstanden werden kann.

Gemäß den Berichten war Surak ein völlig unauffälliges Kind. Als er heranwuchs, trat er in die Fußstapfen seines Vaters und betrieb mit diesem gemeinsam eine florierende Wirtschaftsberatung in De'Khriv, Hauptstadt der Provinz Lhai. Aber als Surak sechsundvierzig Jahre alt war, was für einen Vulkanier als durchaus jung zu gelten hat, änderte sich sein Leben radikal. [dua02]

Die Legende erzählt, dass Surak an einem Abend spät im Büro gearbeitet und dann dort die Nachrichten gesehen habe. Es waren die gleichen Nachrichten, die immer die entsprechenden Sendungen beherrschten: Krieg, Schrecken, neue Waffen. Doch Surak fühlte sich plötzlich durch all die Gewalt befremdet. Verwirrt und nachdenklich setzte er sich in seinen Gleiter (das moderne Äquivalent eines terranischen Autos) und flog ziellos umher, bis ihn der Zufall in die Wüste führte. Dort begegnete er einem A'kweth. [dua02]
Wie bereits die erste Begegnung eines Vulkaniers mit einem "Verborgenen", hatte auch diese Begegnung weitreichende Auswirkungen. Einmal mehr stand ein Vulkanier staunend dem Fremden, Andersartigen gegenüber. Und dieses Fremde richtete eine Botschaft, bestehend aus nur einem Wort, an Surak: Glück! [dua02]
Jene Zusammenkunft des Fremden in der Form des A'Kweth mit der Glücksbotschaft dürfte die ursprünglichste Version des späteren vulkanischen UMUK-Prinzips – unendliche Manigfaltigkeit in unendlichen Kombinationen – gewesen sein.
Surak offenbarte sich in jener Nacht in der Wüste folgende Erkenntnis: Die Gewalt ist ein Ergebnis ständiger und tief verwurzelter Furcht. Aber die Furcht konnte besiegt werden durch Staunen, durch Bewunderung und Anerkennung des Andersartigen und der Freude daran. [dua02]

Surak blieb fünf Jahre lang in der Wüste. Als er zurückkehrte, begann er – zunächst ohne dass man ihm allzu viel Beachtung schenkte – für verschiedene Informationsdienste zu schreiben. Er verfasste die sogenannten Richtlinien, in denen im Wesentlichen folgende Ideen verankert sind:

  • größtmögliche Gewaltlosigkeit
  • Respekt vor Anderen und der Privatsphäre Anderer
  • Beherrschung der Leidenschaft (Furcht, Hass und andere Gefühle)
  • Verzicht auf Rache
  • höchste Wertschätzung der Vernunft

    Unschwer sind in Suraks Richtlinien Parallelen zu biblischen Passagen, insbesondere den Zehn Geboten zu erkennen: Du sollst nicht töten! – Liebe deinen Nächsten wie dich selbst! – Fürchte dich nicht! – Du sollst keine anderen Götter haben! (sic: die Vernunft) – Wenn dir einer auf die linke Backe schlägt, so halte ihm auch die rechte hin!
    Und so erscheint auch Surak sozusagen als Bruder im Geiste des biblischen Moses und die Begegnung mit dem A'Kweth als ein Äquivalent zu jenem brennenden Dornbusch, der in der biblischen Geschichte die Stiftung der Zehn Gebote einleitet. Allerdings ist es in der vulkanischen Version nicht die Stimme Gottes, sondern es ist die Stimme der Vernunft, die der Erkenntnis zum Licht verhilft.
    Diane Duane hat hier eine sehr schön zu lesende Adaption der biblischen Geschichte an vulkanische Verhältnisse verfasst.

Eine erste Anhängerschar gruppierte sich bereits um Surak, während er noch in der Wüste lebte. An ihrem Wohnort sollen zu Suraks Zeiten die ersten Gebäude der späteren vulkanischen Akademie der Wissenschaften errichtet worden sein [lor01]. Jedoch werden die ältesten Gebäude der Akademie auf ein alter von rund dreitausend Jahren geschätzt [dil03], womit ihre Erbauung deutlich weiter zurückläge als Suraks Reformation, die im Allgemeinen auf rund zweitausend Jahre v.d.h.G. (vor der hypothetischen Gegenwart) veranschlagt wird.

Den ersten Anhängern Suraks folgten weitere, nachdem er aus der Wüste zurückgekehrt war und zu veröffentlichen begonnen hatte. Suraks bekanntester Schüler ist S'task, der sich später gegen seinen Lehrer wenden und maßgeblicher Initiator der Auswanderung werden sollte. Suraks Lehre blieb keineswegs unangefochten, und ehe die Reformation sich nennenswert ausbreitete, vergingen viele, von ebenso vielen Rückschlägen begleitete Jahre.


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