Über Star Trek ist schon sehr viel geschrieben worden Belletristisches, Triviales, Hintergründiges, Informatives, Spitzfindiges, was auch immer des Trekkies Herz begehrt es gibt nichts, was es nicht gibt. Ab jetzt gibt es auch noch eine eigens den Vulkaniern und insbesondere Spock gewidmete Homepage (wahrscheinlich auch nicht die einzige, aber etwas Vergleichbares habe ich im Web zumindest nicht gefunden).
Wer diese Seiten beguckt, wird sich unschwer vorstellen können, wieviel Arbeit in dem Projekt steckt... Was mich auch selbst zu der Frage veranlasst hat: Was bewegt mich eigentlich dazu, mich so intensiv mit Star Trek, retrospektive Vulkan, zu beschäftigen? Worin liegt die Faszination? Habe ich hierauf eine andere Antwort als die vielen, die auf diese Frage schon versucht wurden?
Ich habe vielleicht keine andere Antwort, aber auf jeden Fall eine persönliche:
Als Zehnjährige sah ich die Serie Raumschiff Enterprise zum ersten Mal, und über den nicht unerheblichen Zeitraum von mehreren Monaten hinweg prägte sie mein junges Leben... zuerst durch die allsamstägliche Erwartung der nächsten Sendung, später durch die Klage über die Ignoranz der Programmmacher und ihr Verschwinden vom Bildschirm. Und die Rolle, die eigentlich traditionsgemäß einem Prinzen auf einem weißen Ross zufallen sollte, besetzte ich ohne jedes Zögern neu. Mein Prinz kam nicht auf einem weißen Ross, sondern mit einem weißen Raumschiff, und er hatte eindeutig spitze Ohren :-) ... Womit ich unter hunderttausenden weiblicher Fans zwischen acht und achtzig keine Ausnahme bildete. Meine Sympathie für den grünblütigen und spitzohrigen Alien ist zwischenzeitlich zwar anderer Natur, auf jeden Fall hielt sie jedoch einer neuerlichen Begegnung im fortgeschrittenen Erwachsenenalter stand. Der erste Star Trek-Roman, den ich ich leihweise in die Finger bekam (es war "Vulkans Ruhm" von von D. C. Fontana [fon01]) faszinierte mich, und ich las daraufhin rund achtzig weitere. Diese Lektüre brachte mich auf die Idee, das verstreute Wissen über Vulkan zu sammeln und auf einer Webpage zu konzentrieren.
Bei der intensiven Beschäftigung mit dem Thema habe ich weitere faszinierende (und eigentlich erwartbare) Entdeckungen gemacht, die in der Darstellung der Vulkanier (und Aliens überhaupt) durch die Autoren liegen. Betrachtet man sich zum Beispiel die dargestellte Historie Vulkans, so sind Parallelen zur biblischen Geschichte unverkennbar. Auch Kultur und Philosophien und die Psychologie stellen sich bei genauerer Betrachtung als ein Puzzle aus entsprechenden irdischen Gegebenheiten heraus. Die Vulkanier wurden also nicht neu "erfunden", sondern in ihnen wurden bestimmte menschliche Eigenschaften und Denkarten fokussiert.
Vor diesem Hintergrund stellen die Vulkanier ein Modell dar: Das Modell des Menschen, wie er sein könnte, ein alternatives Welt- und Menschenbild, anhand dessen der eigene Standpunkt philosophierbar wird. Das Dreigespann aus Kirk, Spock und McCoy ist ein Gleichnis der Trichotomie aus Leib, Seele und Geist oder wie verschiedentlich auch zu lesen aus Emotion (und Intuition), Vernunft und Gewissen. Dieser modellhaften Konstellation wurden in der Darstellung Vulkans viele andere hinzugefügt und aus dem groben nach und nach ein sehr komplexes Bild geschaffen, das einer heterogenen Wirklichkeit angemessen auch eine ganze Reihe von Widersprüchlichkeiten aufweist.
Der Science Fiction ist in besonderer Weise in der Lage, für solche Modellierungen eine Plattform bereit zu stellen. Günstigstenfalls bietet der Science Fiction eine Symbiose aus wissenschaftlicher Erkenntnis und Vision. In vielen durchaus anspruchsvollen SciFi-Filmen und -Büchern tritt die Vision als Mahnung auf und weniger wie in Star Trek vornehmlich als hoffnungsvolles Ideal. Wieder andere SciFi haben eher den Charakter von Fantasy oder Märchen. Die "unterste" Stufe befriedigt Sensationsgier und/oder liefert Action auf dem Niveau von Ballerspielen. Ohne im SciFi-Genre besonders bewandert zu sein, denke ich, dass Star Trek hier eine recht angenehme Mischung aus Anspruch und Entertainment bietet und einen der "vorderen" Plätze einnimmt.
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