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©opyright Iris Hoth
 

Das Konzept der Pflicht

  oder...

 

Totalitäres System auf Vulkan?   

Für jedes Zusammenleben stellen Bedingungen der Umwelt und die artspezifischen bzw. individuellen Fähigkeiten oder auch Unfähigkeiten den Rahmen dar. Daneben werden in jeder Gesellschaft, in der das Verhalten der Individuen nicht allein durch die genetische Programmierung gesteuert ist, sondern wählbare Denk- und Handlungsalternativen bestehen, Übereinkünfte getroffen... Darüber zum Beispiel, was als gut, was als schlecht gilt, was erstrebenswert ist und was nicht. Den Kindern einer Gesellschaft treten diese Übereinkünfte, die gesellschaftlichen Normen, quasi als Umweltbedingungen gegenüber. Das erklärt die Beständigkeit gesellschaftlicher Strukturen und Werte beziehungsweise die Kontinuität in deren Entwicklung.

"Wir stehen in dem Ruf, sehr intelligent und rational zu sein. Aber ich fürchte, eine unserer größten Schwächen besteht in geistiger Starre."
Sarek in "Spocks Welt" von Diane Duane [dua02]

In der Reformation haben die Vulkanier ihre Lebensweise und ihre Kultur einem radikalen Wechsel unterworfen. Seitdem jedoch – so zumindest erweckt es den Eindruck – beharrt die vulkanische Gesellschaft auf dem eingeschlagenen Weg. Die Selbstverpflichtung der Vulkanier, nie wieder in die alte Barbarei zurück zu verfallen, ist gleichbedeutend mit der Verpflichtung zur Cthia, der von Surak gelehrten pazifistischen Vernunft. Daneben werden auch alle anderen bestehenden Traditionen gepflegt, die sich als nützlich und sinnvoll erwiesen haben... und auch einige andere, deren Nutzen vielleicht bestreitbar ist.

Anders als zum Beispiel bei den Klingonen oder Romulanern ist auf Vulkan die Ehre kein dominanter Begriff. Wer sich logisch verhält, der verhält sich auch ehrenvoll. Ruhm ist unerheblich, und eitles Streben ist den Vulkaniern fremd.

"Die vulkanische Kultur basiert auf dem Konzept der Pflicht. Darauf basiert die Bereitschaft, zu Diensten zu sein. Und das genügt uns."
T'Shael in "Geiseln für den Frieden" von Margret Wonder Bonano [bon02].

Dem entsprechen von Vulkaniern oft gehörte Worte:
"Es war notwendig, und deshalb besteht kein Grund zum Dank." [mar+cul02]

Anteilnahme und Zuneigung sind ebensowenig erforderlich, um seine Pflicht zu erfüllen, wie etwa Begeisterung oder Lust.

Das ausgeprägte Pflicht- und Traditionsbewusstsein der Vulkanier wird manchmal als Zeichen eines totalitären Systems gewertet. Es ist jedoch in aller Regel kein Zwang erforderlich, um einen Vulkanier an die bestehende gesellschaftliche Ordnung zu adaptieren. Die gelehrte Lebensweise auf Vulkan ist die Vernunft, sind Respekt vor dem Anderen und Wertschätzung der Manigfaltigkeit. Die gefundene gesellschaftliche Ordnung ist – oder ist zumindest annähernd – optimal. Und welcher vernunftbegabte Vulkanier sollte eine andere als die optimale Lösung bevorzugen?

Im fortgeschrittenen Star Trek-Universum sind die  Borg Sinnbild der schrecklichen Utopie einer totalitären Gesellschaft, in der Individualität ausgerottet wird.

Dies soll nicht darüber hinwegtäuschen, dass es auch auf Vulkan – selten auch in Bezug auf wesentliche gesellschaftliche und philosophische Grundsätze – Abweichler gibt. Noch weniger soll es in Abrede stellen, dass – dies gilt, wie bereits angemerkt, für alle Völker und Kulturen – in eine bestimmte Gesellschaft hineingeboren zu werden, die Entwicklung eines Individuums zu einem erheblichen Teil determiniert.
Die Toleranz, die bei Vulkaniern nach philosophischem Diktum sehr groß sein sollte (und es meistens auch ist), variiert individuell. Sie variiert auch in Bezug auf das jeweilige Subjekt und ist der fremden Lebensform gegenüber größer als angesichts eines "aufmüpfigen" Artgenossen oder gar Familienangehörigen. Jedoch ist auch die zum eigenen Zentrum hin abnehmende Toleranz eine durchaus logische Erscheinung, da je näher eine "Bedrohung" rückt, umso größer auch die von ihr ausgehende Gefährdung ist.

Spocks Halbbruder Sybok wurde durch den Film "Star Trek V – Am Rande des Universums" [stV, dil05] zum heute bekanntesten "Abtrünnigen" Vulkans. Vielleicht war es jene Erfahrung mit seinem Erstgeborenen, die Sarek auch gegenüber seinem zweiten Sohn Spock, als dieser sich für eine Starfleet-Karriere entschied, so unversöhnlich und halsstarrig stimmte.

In den Romanen begegnen sie uns häufiger, die vulkanischen Renegaten, die – da sehr selten – umso mehr Aufsehen erregen. Um als ktorr skann [dil03] oder vrekasht [dil04], als aus der Familie verstoßener Abtrünniger zu gelten, muss ein Vulkanier sich allerdings erst einmal übler Verbrechen schuldig machen.


Spock und sein Halbbruder Sybok in "Star Trek V –- Am Rande des Universums"

Wie seine Mutter T'Rea – sie war Hohemeisterin des Kolinahr, ehe sie, nachdem sie von Suraks Lehre abwich, dieser Würde enthoben wurde – hatte Sybok sich der Legende von Sha Ka Ree und der Suche nach jenem wundervollen Ort, dem Urspung allen Seins, verschrieben, Syboks Schandtat bestand darin, gewaltsam in den Geist des Kolinahr-Adepten Storel einzudringen (womit er diesem dauerhaften Schaden zufügte), um den genauen Standort des Vrekatras seiner Mutter zu erfahren. Der Geist seiner Mutter sollte ihn auf seiner Suche begleiten. [dil05]


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