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©opyright Iris Hoth
 

Die Eltern – Sarek und Amanda




    Zusammenschnitt aus dem Trailer "Reise nach Babel" [tos44],
    (465 kb)

     

    Ich habe über Spocks Eltern bereits im Zusammenhang mit seiner Zeugung und mit seinen Ahnen geschrieben. Hier soll es nun um die familiäre Beziehung, sozusagen die psychologischen Aspekte, gehen.

    Es ist nicht restlos geklärt, was Sarek veranlasste, eine Terranerin zu heiraten. Ein logisches Gebot aufgrund seiner Stellung als Botschafter Vulkans auf der Erde? – Wohl kaum. Vielleicht, wer weiß, war ja Liebe mit im Spiel. Jedenfalls stellen die Autoren Sarek nicht unbedingt als den nur logischen Vulkanier dar.

    Bei Duane erfahren wir (kaum vorstellbar), dass Sarek oft herzhaft gelacht habe, wenn er mit Amanda zusammen war. Seinen Sohn Spock, als dieser geboren ist – grünrunzelig und haarlos, wie sich das für ein vulkanisches Baby gehört – begutachtet Sarek jedenfalls mit wohlwollender Liebe. [dua02]
    Die Geburtsszene, deren Zeugen wir in "Star Trek V – Am Rande des Universums" werden und in der Sarek das Erscheinungsbild des Säuglings reichlich abfällig als "so menschlich" bezeichnet, fehlt hier jedenfalls.

    Nun, das mögen die Chronisten unter sich ausmachen. Um eine gesicherte Überlieferung handelt es sich gewiss bei dem Zwist, der nachdem Spock 16 Jahre alt geworden war und sich für Starfleet entschieden hatte, zwischen Vater und Sohn entstand.

     
       Der Rest ist Schweigen

     

    Erst einige Zeit nachdem Sarek die Diskussion mit seinem Sprössling mit den Worten "Sprechen wir nicht mehr darüber" beendet hatte, wurde Spock klar, dass Sarek damit nicht nur Spocks Entscheidung für Starfleet gemeint hatte, sondern offensichtlich überhaupt nicht mehr mit ihm zu sprechen gedachte. [dua02]
    Die Chronistin Dillard behauptet sogar, Sarek habe Spock zum vrekasht erklärt – zum Ausgestoßenen, der nicht länger sein Sohn war [dil04]. Ich glaube allerdings, dass diese Schlussfolgerung übereilt ist, denn offiziell wendet Sarek sich nicht von seinem Sohn ab. Das Schweigen jedoch soll viele Jahre anhalten.
    An diesem Punkt divergiert wieder einmal die Zeitrechnung der Chronisten. Der ermittelten Zeitabfolge nach müsste jenes Schweigen mindestens 24 Jahre lang angehalten haben, während Dillard hier einen um einiges kürzeren Zeitraum von "nur" etwa 16 bis 20 Jahren veranschlagt.

    Das soll uns aber nicht jucken. Viel interessanter ist die Frage, warum um alles in der Welt Sarek sich seinem Sohn gegenüber derart unerbittlich zeigte. Die Autoren Dillard und Lorrah geben uns hierzu wertvolle Hinweise.

    Laut Lorrah hatte Sarek aus Spock einen perfekten Vulkanier machen wollen. Umso größer sind allerdings Sareks Befürchtungen, dass Spock aufgrund seiner menschlichen Gene dieses hehre Ideal möglicherweise nicht erfüllen kann. Sarek selbst verfügt über keine besonders ausgeprägten mentalen Fähigkeiten, und Amanda ist quasi PSI-taub... Insofern fürchtete Sarek, dass Spock nicht genügend telepathische Fähigkeiten entwickeln würde, um überhaupt als "echter Vulkanier" zu gelten. [lor01]
    Zwar stellte sich diese Befürchtung sehr bald als unbegründet heraus, denn tatsächlich ist Spocks ASW-Faktor weithaus höher als der von Sarek und auch als der eines durchschnittlichen Vulkaniers, aber Sareks Furcht findet trotzdem weitere Nahrung. Was wenn Spock nicht in der Lage wäre, seine Emotionen zu kontrollieren?
    Ein ganz wesentlicher Grund für Sareks radikale Ablehnung von Spocks Karriereentscheidungen beruht darauf, dass er meinte, dass jedesmal, wenn Spock die Kontrolle über seine Gefühle verlöre (welche Schande!), dies auf ganz Vulkan zurückfallen werde. [dil04]

    Sarek bietet damit das typische Beispiel eines Vaters, der seinen ganzen Ehrgeiz in seinen Sohn investiert und gleichzeitig von der Furcht zerfressen wird, der Sohn könnte den an ihn gestellten Anforderungen nicht gerecht werden.

    "Sarek hatte aus Spock ein Modell, den perfekten Vulkanier machen wollen und begriff zu spät, welchen Druck er damit auf Spock ausübte.
    [Gedanken Sareks] Ich habe mich geirrt. Kein Vulkanier kann allen Idealen genügen. Denn sonst gäbe es nur noch Traditionen und keine Weiterentwicklung. [...] Ich wusste nicht, welche Botschaft ich ihm da mitteilte. Er musste den Eindruck gewinnen, nicht einmal von seinem eigenen Vater akzeptiert zu werden. Ich habe ihn Scham gelehrt. Scham über seine eigene Existenz. Indem ich sein eigentliches Wesen leugnete und versuchte, ihn in jemand anderes zu verwandeln. Ich machte Spock hilflos, weil ich ihm eine zu frühe Selbstbeherrschung auferlegte."

    (aus "Mord an der Vulkan-Akademie" von Jean Lorrah [lor01])

    Zum Glück lösen Söhne wie die Wünsche ihrer Väter ebenso unzuverlässig deren Ängste ein. Es wird deutllich, dass Spocks intensiver Identitätskonflikt im Verhalten seines Vaters reichlich Nahrung erhielt, vielleicht sogar darin seine Wurzeln hat. Nichtsdestotrotz entwickelte er sich zu einem fähigen und kompetenten Mann. Der im Umfeld der Enterprise so loyale Spock bietet damit ein Beispiel für die Jugend, die sich gegen Autoritäten auflehnt und sowohl Dogmen als auch drohende Prophezeiungen über Bord wirft, um den eigenen Weg zu finden und zu gehen.

    Nachdem Spock die Starfleet-Akademie besucht, sieht er seine Eltern nur noch äußerst selten, seine Mutter erstmals wieder, als er die Akademie abschließt und sein Offiziers-Patent erworben hat.

    In der Episode "Implosion in der Spirale" [tos07], in der Spock durch einen Virusbefall von Gefühlen aufgewühlt wird, gesteht er, dass er seine Mutter liebt. Und er bereut es bitter, ihr das nie gesagt zu haben. Stattdessen habe er seinen Vater und den vulkanischen Weg respektiert. Und hier zeigt sich ein grundlegendes Dilemma Spocks in Bezug auf seine Eltern. Auch wenn er die Wünsche seines Vaters nicht erfüllt, so hat er doch zutiefst verinnerlicht, sich als "echter Vulkanier" beweisen zu müssen. Spock weiß aber gar nicht, was – im Unterschied zu ihm – ein "echter Vulkanier" überhaupt ist. Und genau wie sein Vater legt er bei sich hierfür Maßstäbe an, die eigentlich gar nicht vulkanisch sind. Ein Vulkanier hat Gefühle, lässt sie zu und kontrolliert sie. Spock hingegen glaubt, ein Vulkanier dürfe keine Gefühle haben... Die seinen unterdrückt er infolge dessen. Er hält sie für sein menschliches Erbe. Und so ist die Wahl des vulkanischen Weges zugleich eine Ablehnung seiner menschlichen Anteile und... seiner Mutter.

    Seiner Mutter kann Spock seine Liebe erst viele Jahre später eingestehen [lor01]. Auch erst viele Jahre nach der "Reise nach Babel" [tos44], die ihn und seine Eltern auf der Enterprise zusammenführte, und bei der Sarek und Spock endlich das Schweigen brachen, nachdem Spock durch eine Blutspende zum Lebensretter seines Vaters geworden war.

    Diese Begegnung markiert auch den längst überfälligen Wandel in Sareks Denken. Zwar bleibt er auch weiterhin skeptisch in Bezug auf Spocks Beruf und Umgang, aber zunehmend befleißigt er sich auch der Toleranz. Als Spock sich entschließt, sich dem Kolinahr zu unterziehen, versucht Sarek ihn davon abzubringen. Denn er will nicht, dass sein Sohn das menschliche Erbe, dass immerhin die Hälfte seiner Person ausmacht, leugnet. [dil04]
    In diesem Fall behält Sarek Recht – das Kolinahr erweist sich für Spock als der falsche Weg.


    Spock und Sarek in "Star Trek IV – Zurück in die Gegenwart"
    "Sage meiner Mutter, dass ich mich wohlfühle."

    Auf Spocks Tod schließlich reagiert Sarek mit tiefem Schmerz über den Verlust und zunächst mit großer Verärgerung über Kirk. Deren Logik bleibt zwar etwas unklar, aber ohnehin gibt Sarek schließlich zu, dass was seinen Sohn anbetrifft, er nicht logisch sei. Und zuguterletzt ist Sarek auch einverstanden mit den menschlichen Freunden Spocks und bezeichnet sie als "Menschen von hohem Charakter".

    Mit seinen Eltern ebenso wie mit seiner Abstammung ist Spock endlich versöhnt. Eine weitere familiäre Begegnung steht ihm noch bevor.


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