Ein Fremder unter Fremden

Zusammenschnitt aus dem Trailer "Spock außer Kontrolle" [tos29], (779 kb)

Dieser Mann ist komisch! Dieser Mann ist höchst suspekt!

Seine kühle Logik, seine Emotionslosigkeit, seine pedantische Genauigkeit und Strenge nicht genug... Darüber hinaus ist dieser Mann gefährlich!

Wenn Spock wirklich einmal die Kontrolle über sich verliert, reichen zwei Männer in der Regel nicht aus, um ihn aufzuhalten. Die gewaltige physische Kraft des Vulkaniers ist bahnbrechend. Eine Gelegenheit, bei der wir Spock derart "losgelassen" erleben, bietet die Episode "Spock außer Kontrolle" [tos29], in der eine Infektion durch ein Alienwesen ihn zu schmerzhafter und besessener Raserei bringt.

Die Raserei lässt das Ausmaß des Schmerzes ahnen und die Stärke der Selbstbeherrschung, mit der Spock sich schließlich wieder unter Kontrolle bringt. Die Infektion kann letztendlich durch eine starke Lichtbestrahlung eliminiert werden... Bei dieser Gelegenheit erfahren wir von dem vulkanischen Nicklid. Spock erblindet aufgrund der Bestrahlung, jedoch wurde durch das Nicklid das Schlimmste verhütet, und seine Augen regenerieren sich wieder.

Auch wenn uns die TOS-Episoden noch häufiger mit Szenen konfrontieren, in denen Spock – unter dem Einfluss von Viren, Sporen und einmal von Hormonen – die Kontrolle über sich nicht mehr bewahren kann... Es sind nicht diese Ausbrüche, die ihn den anderen Crewmitgliedern suspekt erscheinen lassen. Es ist – im Gegenteil – viel eher seine Beherrschtheit, die Ausdruckslosigkeit seiner Gefühle, die irritiert und teilweise die Menschen gegen ihn aufbringt.

Daneben verfügt der Vulkanier über mächtige und geheimnisvolle Fähigkeiten: Zu ihnen gehören die Gedankenverschmelzung, der vulkanische Nervengriff, mit dem er den stärksten Mann mühelos zu Boden bringt, sein unglaubliches Gedächtnis verbunden mit der Fähigkeit, in kürzester Zeit und im Kopf komplizierteste und umfangreiche Berechnungen anzustellen, seine Fähigkeit sich selbst zu heilen... Die Menschen würden sich freuen, verfügten sie selbst auch nur über ein annähernd solches Potential. Umso mehr – da sie es nicht haben – erscheint es ihnen bei dem Fremden als bedrohlich.

 

Und umgekehrt...

...bewegt auch Spock sich in einer für ihn fremden Welt. Die Enterprise bietet ihm eine Umgebung mit einer ständig zu niedrigen Temperatur, zu grellem Licht und zu niedriger Schwerkraft [dew01]. Er ist umgeben von fremden Wesen – Menschen – die ihn nicht verstehen, und die zu verstehen ihm seinerseits schwerfällt. Denn sie zeigen ein absonderliches Verhalten, sind oftmals grundlos brutal, reagieren mit sinnlosen Gefühlen und bevorzugen es zudem, in diesen Gefühlen zu schwelgen, anstatt nach konstruktiven Lösungen zu suchen. Sie haben einen merkwürdigen, kaum nachvollziehbaren Humor. Und zu allem Überfluss verfügen sie über keinerlei Selbstbeherrschung. Ihre Gedanken sind konfus, und sie schirmen diese nicht einmal ab. Und je mehr deshalb Spock seine eigenen Schilde stärkt, um die Gedanken und Gefühle der ihn umgebenden Crewmitglieder nicht wahrzunehmen, umso mehr drängen sie ihn und erwarten, dass er sich genauso unsinnig verhielte wie sie.

Es gehören eine große UMUK-Liebe und große UMUK-Geduld dazu, eine solche Umgebung aufzusuchen, in ihr zu verbleiben und sich vielleicht sogar in ihr wohl zu fühlen. Zu Recht fragt man sich, warum Spock all das auf sich nimmt.