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©opyright Iris Hoth
 

James T. Kirk




    Bilder einer exquisiten Freundschaft,
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    Zwei Männer – sie könnten verschiedener nicht sein. Manchmal muss man sich fragen, wie Spock überhaupt in der Lage gewesen sein mochte, Kirk zu ertragen. Diesen extrem emotionalen und irrationalen Mann, der zudem so überaus leicht zu beeindrucken und zu manipulieren war. Es war ja nicht mehr nötig als der Wimpernschlag irgendeiner Weltraumschönheit, und schon verwandelte Kirk sich vom Captain in ein hechelndes Hündchen. Vielfach ersetzten bei Kirk die Intuition die Logik, der Starrsinn die wägende Vernunft. Aber irgendwelche Qualitäten muss er ja gehabt haben... Wie sonst hätte er Raumschiff-Captain werden sollen? Und wie sonst hätte er all die haarsträubenden Abenteuer unbeschadet (wenn denn unbeschadet) überstehen sollen?

    Duane hat sicher Recht, wenn sie Spocks Freundschaft zu Kirk eine (zumindest auch) emotionale Basis unterstellt. Jedoch gehört Loyalität auch zu den grundlegenden vulkanischen Tugenden. Spock hatte – ebenso wie er nie ein Kommando anstrebte – auch nie zu Kirk in Konkurrenz treten wollen. Sein Metier war die Wissenschaft, nicht ein Kommando. Aber alle Loyalität hinderte Spock nicht daran, sich ebenso sanft wie hartnäckig gegen Kirk durchzusetzen, wenn dieser in einer wichtigen Sache im Unrecht war.

    [Kirk denkt] "Dieser gewaltige Geist hat während all dieser Jahre hinter mir gestanden und schweigend meinen Befehlen gehorcht? Warum? – Er könnte doch so viel mehr sein. Doch hier war die Antwort klar abzusehen: Loyalität war häufig unerklärlich und unlogisch. Und Spock hatte seit langem entschieden, dass dieser reine Aspekt seines Lebens ohne Logik auskommen musste."

    (aus "Der verwundete Himmel" von Diane Duane [dua01])

    Wenn wir unterstellen, dass Kirk vor allem eins sein soll, nämlich ein Held, dann wird anhand seiner Darstellung in Filmen und Büchern sehr deutlich, wie sehr die menschlichen Vorstellungen von Heldentum sich unterscheiden.
    Der Stoff, aus dem die Helden sind... Vielleicht gehört nicht mehr dazu als unerschrockener Mut (wohingegen ein größeres Denkvermögen durchaus erlässlich, wer weiß, vielleicht sogar hinderlich ist). Leidenschaftliche Gefühle scheinen in einem Helden zu wohnen, Hass und Liebe, die ihn vorantreiben wie die Peitsche den Gaul. Oder wie ein Queu die Billiardkugel... Und dabei ist es ganz unwesentlich, dass der Held nur Spielball der ihn bewegenden Kräfte ist... Hauptsache er bewegt sich! Und natürlich: Hauptsache er überlebt.
    Und ein Held bleibt immer seiner Überzeugung treu. Und sei dies auch nur die Überzeugung, dass er einfach phantastisch ist. Aber wer wollte dem Helden eine gewisse Arroganz, Egozentrik und Selbstgefälligkeit übel nehmen?... Ist er doch schließlich ein Held und hat hundertfach bewiesen, dass er Grund hat, von sich eingenommen zu sein...

    McCoy:

    "Du hältst dich wohl für sowas wie einen Ritter, der auf einem weißen Ross heranstiebt. Die holde Jungfer, die in Not ist, liegt im Lazarett. Böse Zauberer haben befreundete Ritter in den Kerker geworfen. Jetzt wirst du auf deinen stolzen weißen Hengst steigen, voranpreschen, die Lanze heben und alle von ihren Rössern werfen, die sich dir in den Weg stellen, damit du deine edle und hehre Mission erfüllen kannst. Wen kümmern schon Gefahren? Prinz Eisenherz, in Rechtschaffenheit gekleidet, wird alle zerschmettern."

    Kirk

    "Kommt mir wie eine faire Einschätzung vor."

    (aus "Der Riss im Kontinuum" von Peter David [dav01])

    Aber jetzt Schluss mit den bissigen Bemerkungen. Dass Kirk nicht gerade zu meinen Lieblingsfiguren des Star Trek-Universums gehört, dürfte deutlich genug geworden sein. Bleibt die Frage: Wie mochte Spock überhaupt in der Lage gewesen sein, diesen Mann zu ertragen? Und – mehr als das – ihn sogar zu bewundern?

    Aus verschiedenen Quellen erfahren wir, dass Kirk und Spock sich anfangs überhaupt nicht leiden konnten. "Spock erinnerte sich, dass er anfangs daran gezweifelt hatte, jemals mit Kirk arbeiten zu können. Und der Captain hatte eine ähnliche Einstellung gegenüber seinem vulkanischen Wissenschaftsoffizier gehabt." [mci04]
    Jedoch haben die beiden nach und nach die Qualitäten des jeweils Anderen erkennen und schätzen gelernt.

    "Spocks Reaktion auf offene menschliche Gefühle zeichnete sich von jeher durch eine besondere Komplexität aus, eine Mischung aus Neid gegenüber der emotionalen Freiheit von Menschen und Abscheu in Bezug auf ihren Mangel an Selbstbeherrschung. Mit James Kirk allerdings hatte er es mit jemandem zu tun, den er nicht nur respektierte, sondern auch bewunderte. Einem Mann, in dessen Adern zwar kein Tropfen vulkanisches Blut floss, der es jedoch verstand, sich gut zu kontrollieren, wenn es um wichtige Dinge ging. Bei Kirk handelte es sich um eine vielschichtige Persönlichkeit, das Beispiel dessen, was ein irdischer Philosoph des altertums als Idealbild des Menschen beschrieben hatte: Ein Leben, das durch Vernunft gelenkt und durch Gefühl inspiriert wird."

    (aus "Die Trellisane-Konfrontation" von David Dvorkin [dvo01])

    Neben der ausgeprägten Emotionalität, die aus Sicht einiger Autoren hinreichend zu sein scheint, um Kirks Heldentum zu begründen, werden ihm glücklicherweise auch noch andere Qualitäten zugebilligt:
    Hierzu gehören seine intuitiven Fähigkeiten, mit deren Hilfe er immer wieder Situationen richtig einschätzt. Außerdem ist Kirk ein strategisches As. Und seine Lösungen zeichnen sich immer wieder nicht allein durch strategische Brillanz aus, sondern auch durch außergewöhnliche Findigkeit. Wo Spocks logisches Kalkül oft keinen Raum mehr für Hoffnung lässt, setzt Kirk auf kreative, unlogische Lösungen. Gerade in diesem Punkt ergänzen Kirk und Spock sich hervorragend in dem Sinne: Spock denkt, Kirk lenkt.
    Kirk denkt natürlich auch, um dies einmal ausdrücklich festzustellen, und es wird ihm mitunter sogar eine hohe Intelligenz bescheinigt. Jedoch gehorcht sein Denken weniger den Regeln der Logik, als dass er diese gerade durchbricht. In extremen Situationen handelt er nicht mehr allein auf der Basis zur Verfügung stehender Informationen, sondern bezieht sich darüber hinausgehend auf Eingebungen seiner Intuition. Zweifelsfrei ist Kirk mutig, und am meisten schlägt dieser Mut sich vielleicht darin nieder, dass er Herausforderungen annimmt und Entscheidungen trifft im vollen Bewusstsein der möglichen Konsequenzen und seiner Verantwortung hierfür.
    Er ist – und das hat er mit allen Mitgliedern der Stammcrew gemeinsam – immer wieder bereit, die persönliche Treuepflicht höher zu stellen als jene, die ihm als Captain eines Raumschiffes auferlegt ist.

    "Kirk hatte bereits zwischen seinem Ersten Offizier, nein seinem Freund und seinem Schiff entschieden, und sich selbst überrascht, wie leicht es ihm gefallen war, die Enterprise und ihre Crew für ein möglicherweise sinnloses Rettungsunternehmen zu riskieren. Er war sich von Anfang an der Komplexität seiner Gefühle für Spock bewusst gewesen. Sie hatten immer einen militärisch-beruflichen Apsekt gehabt, und doch wusste er, dass Spocks Freundschaft die wichtigste Beziehung war, die er in seinem erwachsenen Leben gehabt hatte. Spock zu verlieren war, wie einen Teil von sich selbst zu verlieren. Gemeinsam waren sie eine Einheit. Der emotionell orientierte Terraner entwickelte manchmal zu viel Gefühl, und der logische Vulkanier, der seine menschliche Seite gerne verleugnete, brauchte eben diese menschliche Seite, um ganz sein zu können. Jeder von ihnen ergänzte den anderen."


    (aus "Schwarzes Feuer" von Sonni Cooper [coo01])

    Beispiele hierfür begleiten die gesamte Ära der TOS-Generation. Sehr eindringlich unter anderem in der Episode "Weltraumfieber" [tos34], in der Kirk sich über die ihm erteilte Order hinwegsetzt, um stattdessen Spock zu seinem Heimatplaneten Vulkan zu bringen. Das berühmteste Beispiel ist die Suche nach Spock, die Kirk veranlasst – wiederum entgegen dem ihm ausdrücklich gegebenen Befehl – zum Genesis-Planeten aufzubrechen. Hierfür kapert er sogar die Enterprise, und nur die treuesten Gefolgsmänner begleiten ihn. [stIII]

    In gleicher Weise handelt Spock, wenn es um Kirk geht. Spock und Kirk sind das, was man auf Vulkan T'hy'la nennt – Freunde. Dieses Konzept meint eine Freundschaft über alle Unterschiede und Gegensätze hinweg. Eine Freundschaft, die im Handeln Ausdruck findet, die das Wohlergehen des Anderen über das eigene stellt, die Hilfe leistet sogar da, wo der Freund sie ablehnt. [bon02]
    Dem vulkanischen T'hy'la-Konzept kommt als terranisches Pendant vielleicht am ehesten die Blutsbrüderschaft nahe.

    Zu der mentalen Nähe zwischen den beiden Männern tragen die zwischen ihnen eingegangenen Mentalverschmelzungen bei. Spock setzt sie häufig ein... um seinen Freund von Besessenheit oder Erinnerungsverlust zu befreien [tos58], um ihn zu heilen, oder auch – was sicher nicht die Norm ist – um ihn von schmerzlichen Erinnerungen zu befreien [tos72]. Diese mentale Verbundenheit geht so weit, dass Spock "fühlen" kann, ob – wenn der Captain denn wieder einmal abhanden gekommen ist – dieser lebt oder nicht [kag01 u.a.]. Jedenfalls bieten die Romane hierfür Beispiele an, jedoch genauso für gegenteilige Situationen, in denen Spock über eine solche Gewissheit nicht verfügt.

    "Wir wissen aus Erfahrung, dass zwischen unserer beider Bewusstsein eine telepathische Brücke existiert." sagt Spock. Und auch Kirk weiß um die 'längst vertraute mentale Pforte zwischen ihm und dem Vulkanier, die im Verlauf vieler Jahre entstanden war.

    (aus "Zeit zu töten" von Della van Hise [his01])

    Spock kennt Kirk sehr gut. Wenn er sich nicht abschirmt, nimmt er dessen Gefühle und Gefühlsschwankungen wahr. Allerdings ohne die Zusammenhänge und Gründe zu verstehen. [mic02]
    Außerdem heißt es, dass Personen, die eine Gedankenverschmelzung eingegangen sind, anschließend nie ganz voneinander getrennt seien. In Bezug auf Spock und Kirk sind mehrere Fälle dokumentiert, in denen Spock sein mentales Ich über Lichtjahre hinweg ausdehnt, um die mentalen Signale Kirks wahrzunehmen. [bon01]

    Einige Dinge ändern sich nie. Zum Beispiel die Sonne, der Mond und Spock...
    meint Kirk [clo01]. Für ihn ist Spock ein Fels in der Brandung.

    Spocks diesbezügliche Gewissheit in Bezug auf Kirk wird jedoch erschüttert. Einen tiefen Riss erfährt die Freundschaft zwischen den beiden, als die Enterprise nach der 5-Jahres-Mission zur Erde zurückkehrt.

    Kirk war einer der ganz wenigen, die eine 5-Jahres-Mission lebend überstanden und Schiff und Besatzung halbwegs heil zurückbrachten. Er genoss eine derartige Popularität, dass man ihn quasi zur Gallionsfigur der Admiralität machte. Großadmiral Heihachiro Nogura setzte Kirk die berühmte Pistole auf die Brust, indem er ihm nur die Wahl ließ, entweder einen Posten in der Admiralität zu übernehmen oder seinen Abschied von Starfleet zu nehmen. [rod01]

    Im Vorfeld hatte Kirk aber beteuert – mehr noch: er hatte es sich selbst und seinen Freunden geschworen – er werde, was da auch komme, sich keinesfalls zum Admiral befördern und an einen Schreibtisch fesseln lassen. Nogura hatte ihn weich gekocht und dann geschickt geködert, ehe Kirk beide Augen zukniff, um eine Beförderung zum Admiral als ja doch nicht so schlimm zu betrachten. [rod01]

    McCoy überwarf sich deshalb – denn seine medizinisch-psychologische Bewertung Kirks war in den Wind geschlagen worden – mit Nogura und nahm seinen Abschied von Starfleet. Und auch Spock war von Kirk enttäuscht. Dass Kirk sein Versprechen gebrochen hatte, empfand Spock als Treuebruch und Verrat. Auch er nahm seinen Abschied von Starfleet und ging nach Vulkan, um sich, wie wir gesehen haben, aufgrund weiterer schmerzlicher Ereignisse schließlich dem Kolinahr zu unterziehen.

    Letztlich gibt erst die Bedrohung der Erde durch V'ger den Männern Gelegenheit zu einem erneuten Zusammensein und zur Aussöhnung. Aber es galt zunächst eine tiefe Kluft zu überwinden.

    "Spock, es ist amtlich festgehalten worden, dass Sie sich in die Berge von Gol zurückgezogen haben, um ihre menschliche Hälfte zu vergessen. Einschließlich des Volkes ihrer Mutter, ihrer Freunde, selbst der Erinnerung an ihre Namen. Einschließlich des meinen. [...] Aber ich muss den kalten Kolinahr-Bastard nicht mögen, der an Bord zurückkam und seinen Freunden, denen er sein Leben verdankte, den Rücken zukehrte. Ich habe den Bastard heute abend wieder gesehen, Spock. Ich werde ihn nie wieder um etwas bitten. Um nichts."

    (Kirk in "Das Prometheus-Projekt" von Sondra Marshak und Myrna Culbreath [mar+cul01])
    Es ist bezeichnend für Kirk, dass er sich über seinen Teil, mit dem er zur Entzweiung der Freunde beitrug, keine Rechenschaft ablegt. Stattdessen erhebt er Vorwürfe gegen Spock.

    [Kirk versucht aus Stolz die Mentalverschmelzung zu verhindern, die er braucht, um die Barriere vor dem quälenden, unterdrückten Erinnerungsblock zu löschen.] "Doch die vulkanischen Hände wussten, was er brauchte und gaben nicht nach. Kirk fühlte die Berührung der Gedankensonde, gnadenlos dieses Mal, und mit einem Geschmack der heißen Wüstenwinde und der kalten Nächte Gols. Die bewusst kalte Berührung traf auf einen fast genauso kalten Widerstand seinerseits."

    (ebenda)
    Es ist ebenso bezeichnend für Spock, dass er, von Kirks Vorwürfen ungerührt, genau das tut, was er für richtig hält.

    Aber wie heißt es so schön?... Die Zeit heilt alle Wunden.

    Das tut sie zwar nicht, aber Vulkanier, ebenso wie Menschen, wachsen an ihren Wunden, wenn es ihnen gelingt, diese zum akzeptierten Bestandteil ihrer selbst zu machen und von ihnen ausgehend sich für neue Erfahrungen zu öffnen. Nachdem die Kluft zwischen ihnen überwunden ist, wird die Freundschaft zwischen Kirk und Spock enger, als sie es vielleicht je zuvor war.


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Dr. Leonard H. McCoy