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Zusammenschnitt aus dem Trailer zu "Portal in die Vergangenheit" [tos78], (867 kb)
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Der dritte "Liebesfall" in Spocks Leben blieb um das vorweg zu nehmen nicht folgenlos. Das ist wohl auch der Grund dafür, dass wir hiervon im Nachschlag noch mehr erfahren. Denn anderenfalls hätte man diesen "Liebesfall" vielleicht auch als einen vernachlässigt, der nur durch äußere Widrigkeiten zustande kam und vielleicht gar nicht echt, also kein "Liebesfall" war.
In der Episode "Portal in die Vergangenheit" [tos78] geraten McCoy und Spock in die Eiszeit des inzwischen untergegangenen Planeten Sarpeidon. Sie treffen dort auf Zarabeth, die von ihrem Volk eben dorthin verbannt wurde ohne irgendeine Möglichkeit, in eine andere Zeit zu reisen oder zu ihrem Volk zurückzukehren.
Auf Spock hat diese Zeitreise einen drastischen Effekt...
"Der Zeitransfer hatte gewisse Auswirkungen auf mich. Es erwachten Eigenschaften in mir, durch die sich unsere Vorfahren vor 5000 Jahren auszeichneten. Es waren barbarische Wesensqualitäten. Ich aß Fleisch, und ich zeugte auch ein Kind."
(Spock in "Sohn der Vergangenheit" von Ann C. Crispin [cri01])
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Für diese Wesensveränderung war wahrscheinlich das verwendete "Reisegerät", das Atavachron, verantwortlich. Es zählt zu den schmerzlichen Momenten der Original-Serie, als Spock und McCoy in ihre Gegenwart zurückkehren und Zarabeth allein in der Eiszeit Sarpeidons zurücklassen müssen. Und es ist ein weiteres Dokument der Treue, diesmal Spocks gegenüber McCoy... denn Spock verzichtet auf ein Leben mit Zarabeth, vor allem um McCoy die Heimkehr zu ermöglichen.
Über die Geschehnisse berichtet Ann C. Crispin in zwei Romanen:
"Sohn der Vergangenheit" [cri01] und
"Zeit für Gestern" [cri02]
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Von dem gemeinsamen Kind erfährt Spock allerdings erst zwei Jahre später. In historischen Aufzeichnungen über den Planeten Sarpeidon taucht plötzlich ein vulkanisches Gesicht als Höhlenmalerei auf. Spock zählt eins und eins zusammen und kommt zum richtigen Schluss: Er hat einen Sohn. Einen Sohn, der vor fünftausend Jahren lebte, den Spock aber nicht sich selbst überlassen kann. Er unternimmt alle Anstrengungen, um die Erlaubnis zu erhalten, den "Wächter der Ewigkeit" für eine Zeitreise zu benutzen, die er dann gemeinsam mit Kirk und McCoy (nicht etwa, weil Spock sie dabei haben wollte, sondern weil sie sich wie üblich nicht davon abhalten lassen, ihren Freund zu begleiten) antritt. Auf Sarpeidon finden sie dann nach langer Suche aber nicht etwa das erwartete Kind, sondern einen erwachsenen jungen Mann von fünfundzwanzig Jahren.
"Der Vulkanier fühlte sich verwirrt, und der sich in ihm regende dumpfe Zorn galt in erster Linie ihm selbst. Er empfand die ganze Situation als absurd, als in höchstem Maße unwahrscheinlich. Er war zu jung, um einen Sohn zu haben, der bereits 25 Sommer erlebt hatte." [cri01] |
Zar reist mit den drei Männern durch die Zeit in deren Gegenwart und besucht die Enterprise. Spock stellt die Situation, plötzlich einen erwachsenen Sohn zu haben, vor erhebliche Probleme. Um nicht zu sagen: Er ist von dieser Situation völlig überfordert. Und Zars Freude über die Begegnung mit seinem Vater weicht bald der Enttäuschung, als er erkennt, dass, während er im Nu bei der ganzen Enterprise-Besatzung überaus beliebt ist, ausgerechnet sein Vater eine peinliche Distanz zu ihm aufrecht erhält. Seine Mutter Zarabeth hatte ihm Spock als sanften, liebevollen Mann beschrieben... und nicht als einen Eisblock, der was Kälte angeht mit denen Sarpeidons hätte konkurrieren können.
Sicher, Spock kümmert sich um seinen Sohn. Er unterweist ihn zum Beispiel in Logik und Sprache. Aber darüber hinaus lässt er keinerlei Nähe zu. Als Zar in einer "Lehr-Mentalverschmelzung" einen Vorstoß wagt, um die Blockade zu überwinden und zu Spocks Persönlichkeit vorzudringen, reagiert jener darauf mit heftiger Abwehr.
Schließlich findet Zar sich damit ab, ein Krenath, ein Bastard, zu sein, der von seinem Vater abgelehnt wird.
Sieben Wochen lang hält Zar sich auf der Enterprise auf. Spock bietet ihm die Option eines Lebens auf Vulkan. Aber was soll ein Krenath dort? Zar trifft eine andere Entscheidung: Er will zurück. Bei seiner Beschäftigung mit den historischen Aufzeichnungen Sarpeidons entdeckt Zar, dass auf der anderen Hemisphäre des Planeten keine Eiszeit herrscht, sondern ein Volk, sein Volk, lebt.
Spock ist von Zars Entscheidung enttäuscht, und endlich findet eine Annäherung zwischen Sohn und Vater statt. Sie dient unter anderem der Klärung des Begriffes Krenath: Die Schande des Krenath ist keine des Kindes, sondern fällt einzig und allein auf die Eltern zurück. Denn logisch: Nicht das Kind ist für seine Existenz verantwortlich, sondern jene, die es gezeugt haben. Eine "familiäre Schande" oder stellvertretende Schuld gibt es auf Vulkan nicht. Das Kind erhält allen Respekt, alle Zuwendung und alle Unterstützung seiner Familie.
Mit der offiziellen Anerkennung Zars als seinem Sohn würde Spock seine Unehre eingestehen. Er hat sie sogar schon eingestanden, denn um die Erlaubnis zu erhalten, den "Wächter der Ewigkeit" zu benutzen, musste Spock T'Pau über die Gründe seines Anliegens aufklären. Außerdem hat Spock für Zar auf Vulkan einen Antrag auf Einbürgerung gestellt.
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"Ich nehme deine Gefühle wahr. Wenn ich den empathischen Signalen von Menschen lausche, so gewinne ich fast den Eindruck, als hörte ich laute Stimmen in einem Zimmer, und manchmal rufen und schreien sie sogar. Du hingegen, du bist wie ein Flüstern in einem großen Saal. Aber ich kann auch ein solches Wispern vernehmen, wenn es niemand übertönt. [...] Deine einzelnen Emotionen sind klar voneinander abgetrennt und stellen keine wirre Mischung dar wie die von Menschen. Du empfindest immer nur ein Gefühl, niemals mehrere zugleich. Und das entspricht deiner Denkweise."
(Zar zu Spock [cri01])
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Zarabeth in "Portal in die
Vergangenheit" [tos78]
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Als Spock sich seinem Sohn endlich öffnen kann, geht er mit ihm eine weitreichende Mentalverschmelzung ein. "Vereint im Geiste, gemeinsames Blut" sind die rituellen Worte der Anerkennung, die Spock im Geiste an seinen Sohn richtet. Und Spock lässt seinen Sohn an der emotionalen Wärme teilhaben, die er für ihn empfindet und die er für seine Mutter Zarabeth empfunden hat.
Jedoch ändert dies nichts an Zars Entschluss. Er kehrt nach Sarpeidon zurück, um dort fünftausend Jahre vorher eine kulturelle Blüte einzuleiten.
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Etwa zehn Jahre später begegnen sich Zar und Spock zum zweiten Mal. Oder zwanzig Jahre später... die sind nämlich für Zar vergangen, ehe er seinen Vater wiedersieht.
Erneut reist Spock in die Vergangenheit Sarpeidons. Grund dafür ist der "Wächter der Ewigkeit". Er scheint seinen "Dienst" nicht mehr zu versehen, und seither geschehen bedrohliche Dinge im Universum. Auf allen Planeten der Föderation gibt es aber nicht ein Individuum, dessen mentale Fähigkeiten mit denen Zars vergleichbar wären. Und niemand außer Zar hatte es je geschafft, einen mentalen Kontakt mit dem Wächter aufzunehmen. Zar wird nun gebraucht, um den Wächter an sich selbst zu erinnern.
Auf Sarpeidon ist Zar unterdessen zum Sovren, zum Anführer, geworden. Er ist 45 Jahre alt und damit das ist das Paradox der Zeitreisen kaum ein Jahrzehnt jünger als Spock. Aber diesmal brauchen die beiden keine Anwärmphase. Durchgängig spricht Spock Zar nun mit "Sohn" an, und auch nach außen hin macht er kein Geheimnis mehr daraus... sehr zur Verblüffung einiger Admiralitätsköpfe, die von der Eröffnung, dass Spock einen Sohn hat, und über die phantastischen Umstände verständlicherweise erstaunt sind. Für sich selbst stellt Spock fest, dass er vor der Erfahrung des Kolinahr über diese Dinge so offen nicht hätte sprechen können.
Es ist eine glückliche Wiederbegegnung... Trotz der bedrohlichen Gefahr, die dazu führte und die Zar und Spock nun mit vereinten Kräften bannen. Auch nach diesem Abenteuer kehrt Zar nach Sarpeidon zurück... zumal er gerade geheiratet hat und Spock demnächst Großvater wird. Es ist einer der schmerzlichen Momente in Spocks Geschichte, als er sich nun für immer von seinem Sohn verabschiedet. Allerdings nicht, ohne ihm vorher noch eben schnell mal das Leben zu retten.
Damit ist Spocks Familie komplett. Über Ahnen, Eltern, Bruder und Sohn haben wir erfahren. Aber es gibt eine weitere Person, die quasi zu Spocks Familie gehört.