Gehren
Ein Nichts, ein Schaum, ein Augenblick, ein scheuer
Nimm hin mein Gehren, wie es dir gefrommt
Streife ab und immer wieder, wer rührte je mich an
Ich blühe nur für mich, als Einsamster von allen
Ein Wort -, ein Glanz, ein Flug, ein Feuer
Öffne mir gefangen, keusch ein Gesicht
Dehne aus und immer weiter, die Leere greift umhin
Mein Lächeln leidet, so wie die Träume fallen
Dunkel. Matt, ein Schaudern, ungeheuer
Heb deine Stirn hinfort vom Blick
Versage dir und mir, wem das geschah
Ich höre noch ein Licht durch hohle Räume hallen
(c) 1992 Michael Heinisch
Einsamkeit
ist eine Insel
im verschollenen Meer
von Tränen
ist keine Rede
mehr
ist nicht drin
als Angst
vor Entdeckung
der verloschenen
Einsamkeit
(c) 1994 Michael Heinisch
Jenseits der Morgenröte
Oh Traum! Hör auf!
Jetzt gibt der Bauch mir Siegel drauf
Ich kroch, ich kroch
Doch weiter nimmt er seinen Lauf
Nimm ab das Joch
Doch dunkel ist der Därme Brauch
Schwarz ist der Sinn
Am Grunde leuchtet Einsamkeit
Nimm den Gewinn
Die Einsamkeit hält Angst bereit
Oh helle, wache Einsamkeit!
(c) Michael Heinisch
Das Original:
Glockenlied
O Mensch! Gib acht!
Was spricht die tiefe Mitternacht?
Ich schlief, ich schlief -,
Aus tiefem Traum bin ich erwacht: -
Die Welt ist tief,
Und tiefer als der Tag gedacht.
Tief ist ihr Weh -,
Lust - tiefer noch als Herzeleid:
Weh spricht: Vergeh!
Doch alle Lust will Ewigkeit -,
- will tiefe, tiefe Ewigkeit!
(Friedrich Nietzsche)
Hänsel und Gretel
zart gefüllte Mädchenbrust
unter neuer weißer Haut
zittert beim Locken der Lust
Spermatosepsis aufgestaut
brünftig öffnen sich die Beine
so ein Einsamender giert
daß im Wirbelsturm der Gene
Geilheit sich stets neu gebiert
Blut schießt auf archaisches Kommando
Körper schwellen stoßen zu
jede Hans-Wurst wird zum Rambo
jede Hans-Frau wird zur Kuh
schlüpfrig und mit dicker Lippe
zucken feuchte Höhlen süchtig
sudeln willig das Gerippe
wer gefickt wird der ist tüchtig
ob erfahren oder schüchtern
ob durchtrieben oder sittlich
ob verfettet oder nüchtern
das Programm ist unerbittlich
(c) 1994 Michael Heinisch
Jetzt
Rose knospend aufgeatmet
aus der Leere in die Form
deine Schwingen sind durchblutet
von Äolien singt dein Dorn
Musik erblühend wächst die Luft
aus der Ruhe in den Laut
geöffnet flüstert uns dein Duft
das der Klangdom aufgebaut
alles hallt in Harmonie
losgelassen tönt das Nichts
reine Wellen voll des Lichts
überfließend klingen sie
ungestüm und mit viel Verve
Ratio hat den Kern geteilt
Funken springen ohne Schärfe
Heisenberg hat ihn geheilt
Tohus, Wohus wiegen Lieder
Körper, Seele werden eins
Quarks und Quanten werden Brüder
Schwingung ist der Grund des Seins
zeitlos leuchtet uns das All
wird der Kosmos sonnenkrumm
Quellen werden niemals stumm
Sphären, hört den Donnerhall
einst erscholl es Hosianna
was die Schöpfung tief geehrt
Schweigen ist jetzt unser Manna
Raumesfülle wird geleert
alle Stimmen tanzen Tantra
Klänge fällten Jericho
Halleluja ist ein Mantra
Worte sind ein Ur-Echo
heil`ger Himmel, Sternenklang
Vater, Geist und Gottessohn
wenn du auslöscht Sinn und Ton
hörst du dann den Mu-Gesang
(c) 1996 Michael Heinisch
Das Original:
An die Freude
Freude, schöner Götterfunken
Tochter aus Elysium
Wir betreten feuertrunken,
Himmlische, dein Heiligtum.
Deine Zauber binden wieder,
Was die Mode streng geteilt,
Alle Menschen werden Brüder,
Wo dein sanfter Flügel weilt
Seid umschlungen, Millionen!
Diesen Kuß der ganzen Welt!
Brüder - überm Sternenzelt
Muß ein lieber Vater wohnen.
Wem der große Wurf gelungen,
Eines Freundes Freund zu sein,
Wer ein holdes Weib errungen,
Mische seinen Jubel ein!
Ja, wer auch nur eine Seele
Sein nennt auf dem Erdenrund!
Und wers nie gekonnt, der stehle
Weinend sich aus diesem Bund.
Was den großen Ring bewohnet,
Huldige der Sympathie!
Zu den Sternen leitet sie,
Wo der Unbekannte thronet.
Freude trinken alle Wesen
An den Brüsten der Natur,
Alle Guten, alle Bösen
Folgen ihrer Rosenspur.
Küsse gab sie uns und Reben,
Einen Freund, geprüft im Tod,
Wollust ward dem Wurm gegeben,
Und der Cherub steht vor Gott.
Froh, wie seine Sonnen fliegen
Durch des Himmels prächtgen Plan,
Wandelt, Brüder, eure Bahn,
Freudig wie ein Held zum Siegen.
(c) Friedrich von Schiller
Winter
Kann denn Sünde
Liebe sein
Ich liebe nicht
Ich gewinne
Ich bin charmant
Ich lächle gerne
klirrende Stille
erstarrte Bewegung
senkrechter Rauch
Mein Schwanz kanns
Ich bügle nieder
Sammle Mieder
Ich bin verwegen
Manchmal verwegen
Ob meiner Chancen
gefrorene Furche
frostiger Schweiß
rauhreifer Hauch
Ich lache hämisch
Ich bin der Größte
Ich benutze
Und verachte
Ich setze ein
Und spiele aus
Ich berechne
Und taxiere
Ich warte ab
Und schlage zu
Ich beherrsche
Mich beizeiten
kalte Sonne
trockene Sicht
eisige Brillianz
Ich bin ein Sieger
Mir kann keiner
Ich bin hart
Fast unverletzlich
Ich bin smart
Und unersättlich
zerbrechlicher Zuckerguß
Kristallhaut
gespitterter Glanz
Ich bin so häßlich
Ich bin der Haß
Und das Arschloch
Das hat Zähne
Und die schimmern
Trüb im Licht
reglose Sphären
Die Welt ist schön
Ich nehm sie mir
(c) Michael Heinisch
Womöglich
Womöglich
werde ich tot
war am Ende das Wort
sind Bilder beweglich
Womöglich
ist das Mögliche möglich
Wo ist das Mögliche möglich
Wann ist ein Mann ein Mann
Ein Stuhl ist ein Stuhl ist ein Stuhl ist ein Auto
da sind Buddhisten im Bier Buddhisten im Bier
Mir geht es gut mir geht es ausgezeichnet Danke
Es ist alles free roger hier
Womöglich
ist Nichts unmöglich
ist Toyota ein Stuhl
Vielleicht ist Viel leicht
Womöglich
sind Grabhunde lebendig
ist das ABC leer
ist Gott dumm
(c) Michael Heinisch