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Immer wieder Alfred

Copyright Iris Hoth, 1999
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Weiß Gott! Nein, nein... nicht dass es Gott bräuchte, um zu wissen. Aber nun. So alleine nun. Allein... wen sonst sollte ich da anrufen als Zeugen meiner Erinnerung?

Wovon zeugt sie? Was zeugt sie? Und wurde je gezeugt... ich? Gott? die Erinnerung? du? Zeit? und immer wieder: Alfred!

Alfred sag ich. Er trug das Haar mit Goldspitzen. Nein, kein Scherz. Kein verklärender Vergleich. Ganz real... da leuchtete es, als er unter der Sonne ging.

Ging er? Wirklich Sonne oder Feuerschein? Und ging er denn, oder war ich diejenige? Und er der Fixstern... immer wieder Alfred!... und wer will, der dreht sich um ihn?

Schlangenhaut hatte er. Die schlangenden Arme... vom Schulterblatt bis zum schlanken Gelenk. Und ich wunderte mich, dass es sich weich anfühlte... und rot und blau und gelb. Die geküssten Bilder, Teufel hier, Blume da... immer zartweich, immer warm... Alfred!

Alfred, dein Bart! Lang sein müsste er derweil. Lang genug, um eine Spur zu legen? Von hier nach dort, dort nach hier, von dir zu mir, mir zu dir?... Was weiß ich schon über die Wege? Was über die Sterne, die deinen Himmel zieren? Über die Wolken, die ihn verdunkeln... Weiß Gott!

Eine trug mir zu... wie sie es einem immer zutragen, wohlmeinend, so nebenbei, beiläufig, tatsächlich als sie beiläufig neben mir lief... Alfred allein? Ach wirklich? Und keine Frau, kein Mann, kein jemand, niemand... ach wirklich? (Lang genug, um eine Spur zu legen?) Und sie schaute mich an... so von der Seite her, wie sie einen immer von der Seite her anschauen... diskret und mitfühlend und neugierig... Hat's gesessen? (Und immer wieder Alfred)

Sommer ist es. Genau wie es damals Sommer war. Und die Schlangenarme schlangen... Sommer... und das goldspitzige Haar... Muss ich weiterreden? Muss ich wirklich... erklären, wo jede Erklärung überflüssig ist? Oh ja: ÜBERFLÜSSIG! Was flösse da nicht... über und hinüber... den Fluss der Zeit zurück... dem Vergessen entrissen... nicht mündend, unmündend, unmündig... ein Krebs, der am Stein klammert, sich weigert gegen den Strom... Alfred!

Hier auf dem Balkon, eine weiche Decke hatten wir ausgelegt. Genau hier, wo nun... wie damals Sommer... die Sonne mir Schweißperlen aufs Schamhaar spiegelt... genau hier trieben wir's. Oben, unten, verkehrt, verdreht, aneinander, ineinander... Die Katzen umsprangen uns und der Himmel (welche Sterne? welche Wolken?)... Alfred!

In längst erschlossenem Land. Schon alternde Schollen, ungewiss zwischen Saft und Dürre, Fleisch und Myrrhe... Myrrhe... Ich wette, Gott hält sich die Nase zu. Die Augen? Die Ohren? Jedes körpereigene Loch, jede Pore? Ach, die kindgleiche Spielerei. Ich wette, er hat weggesehen, es abgesehen, vorgesehen... hingesehen?... mit einem Lächeln? Zugesehen dem kindgleichen Spiel? Schwellende Lippen, sich straffende Haut... feucht geküsst, empfangen, umschlungen... Höhle und Bär (wer wer?)... aufeinander, ineinander, umeinander, kreuz und quer. Ich liebte dich... Alfred!

Seither ein Otto. Nur ein dummer Otto, sonst nichts. Auch da Sommer... schlangenlos, ohne Goldglanz. Die Knospen verdorrten am Stock. Nahm nichts, gab nichts, kein Spiel und... nicht einmal ernst.

Seither nichts. NICHTS! Nichts, nichtig... der kosende Wind? die säuselnden Blätter? Sonne? mein Augenblau? Und immer wieder: Alfred!

Nur ein paar erklärende Worte zum Schluss. Unnötig vielleicht... überflüssig? Nein, nein, weiß Gott! Die blaue Blume schenktest du mir... nie sinnlicher, licher Sinn, innerlich sicherlich... und Schlangenhaut und goldspitziges Haar und Augenblau... geliebt, genossen, übergeflossen... und dem Strom zurückgeschenkt.

 

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