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Irrwege der NaturVom Bitterling und der gemeinen Teichmuschel![]() Der Bitterling ist ein kleiner, unscheinbarer Teichfisch. Kaum größer als 3 bis 4 cm. Frau Bitterling ist in gedecktem Schlammbraun gehalten, was sie kaum vom Teichboden unterscheidet. Herr Bitterling muss natürlich wieder rumprotzen und hat hübsche rote Seitenstreifen. Aber das kennt man ja von den Herren der Schöpfung. ![]() Die beiden werden im Frühjahr zusehends nervöser und wibbeliger. Zeit, über die Familienplanung nachzudenken. Und hier kommt die Teichmuschel ins Spiel. Herr und Frau Bitterling wissen nicht, warum das so ist. Frau Teichmuschel weiss es ebenso wenig. Und die Teichbesitzer wissen es noch weniger. Wissenschaftler haben höchstens eine Ahnung. Aber egal. Das Warum interessiert eh niemanden. Das Wie ist viel interessanter. ![]() Die gemeine Teichmuschel sieht ein bisschen wie eine Miesmuschel aus, ist aber viel grösser. So um die 15 bis 20 cm. Ihre Aufgabe ist es, das Wasser zu filtern. Da ist sie unschlagbar, weil sie am Tag rund 1000 Liter durchschleusen kann. Manchmal gefällt ihr der Liegeplatz nicht mehr, dann öffnet sie sich und fährt ihren "Fuß" aus. Ihn näher zu beschreiben, würde ins Pornographische abdriften. Das Ding sieht aus, als wäre es kein Fuß, sondern ein riesiges Fortpflanzungsorgan. Aber trotz aller optischer Täuschung ist es nur ein Fuß, mit dem sie sich dann recht "flott" über den Teichgrund bewegen kann. Indes entdeckt Frau Bitterling ein gesteigertes Interesse an den Teichmuscheln, was sie immer öfter veranlasst, sich in nächster Nähe aufzuhalten. Sie führt das einfach auf ihren Zustand zurück, denn sie ist in guter Hoffnung. Die Legeröhre für die winzigen Fischeier hat sich auch schon gebildet, also kann es nicht mehr lange dauern. Und wie sie sich die geöffnete Teichmuschel so beguckt, kommt ihr die geniale Idee, die winzigen Eier nicht einfach irgendwo abzulegen, wo sie garantiert von Getiers aller Art aufgefressen werden, sondern sie dem Schutz des Inneren der Muschel zu übergeben. Über diesen genialen Gedanken ist sie so glücklich, dass sie über der Muschel einen wilden Freudentanz aufführt.
Auch gut. Das wäre also erledigt. Aber Bitterlings Frau sieht irgendwie ganz verändert aus. Schlanker natürlich, aber was hat sie denn da an ihrer Unterseite kleben? Er beäugt es, kann sich aber keinen Reim darauf machen. Es haften lauter kleine, dunkle Gebilde an seines Weibes Bäuchlein. Beide kommen überein, sich nicht weiter darum zu kümmern.
Und so schließt sich der Kreis. Herr und Frau Bitterling interessieren sich nicht mehr für Teichmuscheln und überlassen die Nachkommenschaft ihrem Schicksal. Frau Muschel hat auch nie wieder etwas von ihren Kindern gehört und würdigt Familie Bitterling keines Blickes mehr. Der Sommer neigt sich langsam seinem Ende. Also raus mit dem Fuß und runter in die Tiefzone des Teiches. Der nächste Winter kommt bestimmt, und man will ja schließlich nicht mit Frostbeulen den Freuden des nächsten Frühlings entgegensehen.
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