Den Vorüberlegungen folgten die erforderlichen Anschaffungen — ein Buch über die Wohnungshaltung von Katzen, ein Buch über Katzenkrankheiten, Kratzbaum, Näpfe, Futter, Katzenklos, Weidenkorb. Letzteren packte ich ins Auto und machte mich auf den Weg ins Tierheim. Und nachhause brachte ich dann diese zwei völlig verhuschten Minitiger, Brüderlein und Schwesterlein, Blue und Rackel.
Mir war damals nicht bewusst, dass die beiden maximal acht Wochen, wahrscheinlicher fünf bis sieben Wochen alt und eigentlich viel zu klein waren, um schon von der Mutter getrennt zu werden. Das Tierheim verzichtete auch auf einen entsprechenden Hinweis, dort war man offenbar froh, die kleinen Streuner los zu werden. Diese Medaille hat zwei Seiten: Es mag der Grund dafür gewesen sein, dass Rackel so schwer erkrankte und starb. Es war aber auch die Grundlage für Blues schnell gewonnenes Urvertrauen in mich.
Rackel war die Mutigere von den beiden. Sie war es, die als erste die Oberkatz gründlich inspizierte, als die sich flach auf den Boden gelegt hatte. Sie war es, die auf dem Badewannenrand balancierte, wenn die Oberkatz im Wasser plätscherte. Dann setzte Rackel sich auf den Wannenrand und ließ mit lässiger Eleganz die Schwanzspitze ins Wasser hängen. Solange es Rackel gut ging, war keiner von beiden je ohne den Anderen anzutreffen. Fast schien es so, als seien sie durch eine unsichtbare mütterliche Nabelschnur miteinander verbunden. Sie liebten einander sehr. | |
Rackels Zeit war viel zu kurz. In Erinnerung bleibt: Ein Klecks Katze, die auf der Spitze meines Knies saß. Ihr Mut und ihre Fröhlichkeit der ersten Tage, ihr Rufen, als es ihr schlecht ging, meine Ohnmacht, ihr zu helfen, ihr Sterben. |
Rackel | Juli 1995 - 29. September 1995 |
Ein Katerwinzling mit nichts als Unfug im Kopf,... | |
...der mit allem spielte, was ihm unter die Kralle... | |
...oder vors Mäulchen kam. |
Jede Katze ist ein Meisterwerk.
– – – ENDE – – –