Name: | Fellow | |
Lebensdaten: | *Mai 1995 † 21. Oktober 2007 | |
Geschlecht: | männlich (kastriert) | |
Rasse: | EKH (Europäisch Kurzhaar) | |
Einzug bei der Oberkatz: | 30. September 1995 | |
Status: | Prachtkater | |
Merkmale | grau-schwarz marmoriert mit weißem Latz und weiß gestiefelten Hinterbeinen. Weiße Abzeichen an den Vorderzehen | |
B i l d e r v o n F e l l o w |
• Fellow — 2006/2007 • Fellow im Oktober 2006 |
Unmittelbar nach Rackels Tod machte ich mich auf die Suche nach einem Gefährten für Blue. Nach einer Odyssee durch die umliegenden Tierheime wurde ich im letzten schließlich fündig und brachte am 30. September 1995 Fellow mit nach Hause, einen seinerzeit etwa vier bis fünf Monate alten und völlig panischen Kater. Um sein Vertrauen zu gewinnen, verbrachte ich ungezählte Stunden auf dem Boden und ihn mit einem dürren Blatt des Drachenbaums neckend. Nach etwa einem dreiviertel Jahr wagte Fellow es erstmals, sein gewachsenes Vertrauen nicht nur schnurrend meinem Fuß, sondern auch meiner Hand zu schenken... um sich dann zu einem ausgesprochen verschmusten Kater zu entwickeln.
Die beiden Kater untereinander hatten keinerlei Umgangsprobleme. Sie kuschelten sich gerne zusammen in die Schlafkugel und – wie es der liebenswert robusten Katernatur entspricht – balgten auch ausführlich miteinander.
Zum Zeitpunkt seines Einzuges bei uns war Fellow etwa doppelt so groß wie Blue, und ich hegte zunächst Bedenken, ob der viel größere und kräftigere Fellow den kleinen Blue nicht unterbuttern würde. Diese Befürchtung erwies sich als von der Wahrheit weit entfernt. Von Anfang an hatte zwischen dein beiden Blue das Sagen. Womit sich einmal mehr bestätigt: Es kommt nicht auf die Größe an.
Ich habe inzwischen viele Ratgeber rund um die Katze gelesen und dabei erfahren, dass die prägende Phase, was die Beziehung der Katze zum Menschen angeht, sich von der dritten bis zu siebten Lebenswoche erstreckt. Anders ausgedrückt: Die Katzenratgeber behaupten, dass wenn eine Katze bis zur siebten Lebenswoche nicht mit Menschen sozialisiert wurde, sie niemals mehr ein tiefergehendes Vertrauen würde aufbauen können. Das stimmt aber nur sehr bedingt.
Ich beziehe hier ganz klar Position für die Adoption auch scheuer Katzen. Richtig ist, dass ich um Fellows Vertrauen sehr lange habe werben müssen. Aber während all dieser Monate waren die kleinen Schritte, die wir zusammen voran gekommen sind, ein ständiger Lohn. Richtig ist auch, dass trotz Fellows Vertrauen und Verschmustheit es immer problematisch blieb, direkten Druck auf ihn auszuüben (wie das z.B. beim Tierarzt-Besuch oder auch bei eigener Behandlung des Katers erforderlich war). Dieses Problem besteht aber auch bei vielen bestens mit Menschen sozialisierten Katzen, und und es wiegt sehr gering im Vergleich zu den Jahren schnurrigen Wohlbefindens und gegenseitiger Liebe. Das Vertrauen, das Fellow mir so viele Jahre entgegen brachte, war für mich ein großes Geschenk, und ich würde jederzeit wieder eine solche Katze bei mir aufnehmen.
Im September 2006 mussten Fellow zwei Zähne gezogen werden. Bei dieser Gelegenheit wurde ein Blutbild erstellt, in dem sich eine CNI (chronische Niereninsuffizienz) zeigte. Sechs weitere Monate lebte Fellow ohne Beeinträchtigung, dann wurde die nierenbedingte Magenübersäuerung verbunden mit Übelkeit, Appetitlosigkeit und dem Erbrechen von Schleim unser ständiger Feind im Kampf um Fellows Wohlergehen sowie vermutlich ein unerkannter, aber bei CNI-Katzen sehr häufiger Bluthochdruck. Obwohl Fellows Nierenwerte vom April bis zum September 2007 kräftig angestiegen waren, starb Fellow nicht an seiner CNI, sondern vermutlich an einem durch unkontrollierten Bluthochdruck verursachten Herzversagen.
Ich teile die Erfahrungen sehr vieler Katzenhalter, deren Katzen irgendwann an CNI erkrankt sind. Die unermüdliche Sorge, das erfindungsreiche Tricksen, um die Medikamente in die Katze zu bekommen, die so mühselige Futteranmimation, das Bangen und Hoffen, das sich mit dem wechselhaften Wohlbefinden der Katze verbindet. Den beharrlichen Zweifel, ob man auch alles Nötige und ob man das Richtige tut, die Kompromisse, die man einzugehen gezwungen ist zwischen optimaler Behandlung und dem, was eben geht und was die Katze erlaubt.
Aber Fellows Tod kam schnell und gnädig, bevor die CNI ihr ganzes Elend entfalten konnte. Bis dahin war jeder dieser gezählten Tage ein Juwel, an dem wir unsere zärtlichen Rituale pflegten und der getragen war von dieser zutiefst gewissen Liebe zueinander.
Fellow starb am Sonntag, dem 21.10.2007, gegen 21:20 Uhr. Er wurde knapp 12,5 Jahre alt, davon verbrachte er 12 Jahre und 21 Tage bei mir. Ich bin dankbar für jeden einzelnen Tag mit ihm. Und ich bin auch dankbar dafür, dass er einen so leichten und schnellen Tod fand. Dass es keine Zwangsbehandlungen gab, dass nichts sein mühsam erworbenes und zerbrechliches Vertrauen erschütterte.