Kalifee — 2008, die ersten Monate im neuen Zuhause

Kalifee ist ein Wort aus der Sprache des Startrek-Planeten Vulkan. Es ist ein ambivalentes Wort, das Herausforderung und auch Chance bedeutet.

Diese Blauaugen haben noch nicht viel Gutes gesehen. Sie sollen das Lieben lernen.

Kalifee kam in keinem guten Zustand bei uns an.

Wegen der Ohrmilben waren ihre Ohren blutig gekratzt, verschorft und natürlich voller Dreck. Ihr Bauch und ihre Innenschenkel waren großflächig und gründlich kahl geleckt; überall schimmerte rosa ihre Haut. Außerdem brachte sie einen Schnupfen mit, ob schon aus Spanien oder von der Reise, weiß ich nicht. Er äußerte sich zuerst in schnorchelnden Atemgeräuschen, später kam der Auswurf dazu. Und mit nur 3,6 kg war Kalifee ein kleiner Hungerhaken und sah vor allem von hinten erbärmlich mager aus.

Diese Beschreibung ist in keiner Weise als Kritik an den Tierschützern in Spanien gedacht. Sie tun, was sie können. Aber die Möglichkeiten sind beschränkt, und zu viele Katzen sind dort in Not.

Ich hatte überlegt, Vorher-Nachher-Bilder von Kalifee zu machen, mochte es dann aber doch nicht so zur Schau stellen. Auf einigen Bildern sieht man auch so einiges von Kalifees Blessuren.

Jedenfalls: Die Ohren hat die Tierärztin lokal mit Stronghold behandelt, und nachdem damit den Ohrmilben der Garaus gemacht war, heilten auch die Wunden rundum und in den Ohren ab. Kalifees Fell wuchs glücklicherweise vom ersten Tag an nach, womit sich meine Hoffnung bestätigte, dass es davor einem Stresslecken zum Opfer gefallen war.

Allein der Schnupfen erwies sich als außerordentlich hartnäckig und wurde auch zunehmend bakteriell. Ein echter Rotz also. Er wollte trotz Homöopathie, Dampfinhalationen mit Kamille und Salz und schließlich Antibiotika nicht weggehen. Erst eine kombinierte Behandlung aus allem zuzüglich Schleimlöser über einige Wochen hinweg brachte schließlich den Erfolg. Von dem ich hoffe, dass er nachhaltig sein wird... Ich wache nach wie vor mit Argusaugen und -ohren über Kalifee.

Kalifee hat sich inzwischen runde 4,2 kg angefressen und sieht damit hübsch und plüschig aus. Übrig geblieben von ihren Blessuren ist bis jetzt ein verschorftes Kinn. Vielleicht ist es Kinnakne. Damit kann sie leben, vielleicht vergeht es auch noch von selbst.

Abgesehen von Kalifees körperlichen Blessuren gab ihr Verhalten mir einige Rätsel auf.

Sie wirkte auf mich weder besonders scheu noch besonders ängstlich oder traurig (auch wenn einen ihre Blauaugen das glauben machen können). Für die Reise war sie nicht sediert worden, kam also hellwach hier an... und inspizierte sofort das Badezimmer, das ich für die ersten Stunden für sie hergerichtet hatte. Dort steht das Fressen, dort Wasser, dort die Toilette – alles hörbar beschnüffelt – dort sitzt ein Mensch, dort ist die Tür... Offensichtlich sortierte Kalifee mich unter das Inventar.

Kalifee war so hellwach, dass ich den Plan aufgab, ihr einige Stunden Ruhe für sich allein zu gönnen. Ich öffnete also die Tür, und Kalifee inspizierte auf dieselbe Art – hierbei auf Schritt und Tritt von Daleth verfolgt – die ganze Wohnung.