vernetzt


Der Entschluss stand also fest, eine Freundin für Daleth musste her. Sie war auch schon ausgeguckt. Und wie das üblich ist, wenn man Katzen über einen Tierschutzverein adoptiert, war auch schon eine Vorkontrolleurin da. Wovon die mich nur schwerlich überzeugen konnte, das schaffte Daleth in einer einzigen Sekunde, als sie nämlich zu meinem Entsetzen nicht nur die Vorderpfoten, sondern auch eine Hinterpfote auf den Geländerlauf setzte. Es lockten die Vögel auf dem Dachfirst. Aber so viel Wagemut kann ein böses Ende nehmen. Der Balkon musste also gesichert werden.

Nun wohne ich im Dachgeschoss, und das bedeutet: der Balkon ist nicht überdacht. Handelsübliche Konstruktionen mit Teleskopstangen scheiden daher aus, und ein Haltegerüst wollte ich auch nicht bauen, schließlich soll man die Toleranz der anderen Hausbewohner auch nicht überstrapazieren. Tatsächlich war mein Balkon auch in früheren Jahren schon vernetzt gewesen, genau genommen: Er war es nur die letzten zwei Jahre lang nicht. Meine erste sehr einfache Lösung bestand darin, ein Netz am Balkongeländer zu fixieren und es dann schräg nach oben zu ziehen, zu raffen und einzuhaken. Der Nachteil dieser simplen Lösung bestand darin, dass das Netz die Höhe des Balkons stark begrenzte und ich fast nur unter dem Giebel aufrecht stehen konnte. Also nicht sehr komfortabel. Ich sann auf eine ähnliche, aber komfortablere Lösung. Und ich fand sie auch.

Das Anbringen meiner Vernetzung hat mich reichlich Zeit und Nerven gekostet. Und weil diese Idee mir auch gar nicht erst kam, habe ich auch keine Fortschrittsbilder der Konstruktionsphasen gemacht. Also gibt es nur Bilder des Ergebnisses.

 


Das Material für die Konstruktion besteht aus einem handelsüblichen Katzennetz in der erforderlichen Größe, jeder Menge flexibler Stangen für den Gartenbedarf und unzähligen Kabelbindern in verschiedenen Längen und Stärken.

Die Stangen werden oben mit einer Kugel abgeschlossen. Dazu gekauft habe ich Steckelemente (die Teile unter den Kugeln), die die Stange fest umschließen und jeweils ein weiteres Loch links und rechts haben, durch das man wiederum gut einen Kabelbinder oder starke Nylonschnur ziehen kann. Die aufrechten Stangen sind dreifach fixiert, jeweils an zwei Strebenkreuzungen des Geländers und einmal am Geländerlauf.

Die Stangen sind ins Netz "eingefädelt", und am oberen Ende ist das Netz zusätzlich mit Nylon fixiert, damit es nicht verrutscht. Zusammen mit dem Sichtschutz ist das Netz außerdem mit Hilfe vieler Kabelbinder am Geländerlauf und am unteren Querabschluss des Geländers fixiert.

Vom oberen Ende der Stangen aus habe ich das Netz dann schräg nach innen gespannt. Es kommt dadurch zu einer Raffung. Seitlich überflüssiges Netz habe ich abgeschnitten.

So sieht das Ganze oben aus. Eine feste Kordel stabilisiert die Abschlusskante des Netzes. Um das Netz auszurichten und eine halbwegs ordentliche Spannung hinzubekommen habe ich über die Abschlusskante des Netzes verteilt aus dieser Kordel "Schlaufen" gezogen und diese dann an drei Punkten eingehakt.

Auch der Zwischenraum zwischen unterem Geländerabschluss und Balkonboden ist durch das Netz gesichert.

Als meine Katerchen noch kleine Hopser waren, bestand eine meiner größten Befürchtungen darin, dass einer von ihnen durch diesen Zwischenraum vom Balkon purzeln könnte. Ich hatte daher schon damals große Mühe auf die Sicherung dieses Zwischenraums verwendet.

Zur Sicherung habe ich – was man auf den Bildern nicht erkennen kann – die untere Abschlusskante des Netzes wiederum auf flexible Stangen "gefädelt" und diese Stangen dann mit Kabelbindern an der unteren Balkonbefestigung fixiert.

Die Konstruktion ist insgesamt nicht ausbruchsicher. Heißt, eine Katze, die unbedingt Suidzid begehen will, hätte hier durchaus eine Chance, denn das Netz schließt seitlich nicht exakt mit der Wand ab bzw. es liegt zwar an der Wand an, ist daran aber nicht fixiert. Freilich müsste eine derart suizidwillige Katze schon ein bisschen Mühe auf sich nehmen, um ihren Kopf und Körper da durchzuzwängen (das ginge wahrscheinlich nicht ohne Schrammen ab)... um wohin zu springen? Und das ist der Punkt: Als ebenerdige Konstruktion zur Sicherung einer Terrasse müsste man in diese Konstruktion noch einige Mühe mehr investieren, um sie ausbruchsicher zu gestalten. Zur Sicherung eines Balkons, um Gefahren des Wagemuts oder des Ungeschicks abzuwenden, ist die Konstruktion aber hinreichend sicher.

Und so lange man nun nicht nach oben guckt, sieht die Konstruktion ja nun sogar ganz hübsch aus... finde ich.

Natürlich hat Daleth auch sofort alles inspiziert... zuerst mal unten rum.

 

Dem folgte dann die Inspektion der oberen Bereiche.

 

Ich schätze, dass die Qualität meines Netzes nicht die beste ist, denn es weist sehr viele Knötchen auf, an denen der laufende Faden scheinbar zuende ging. Das war bei meinem alten Netz, das ich als Meterware von der Rolle gekauft hatte, nicht so.

Es ist klar, dass diese unregelmäßigen Knötchen erst mal besonderes Interesse hervorriefen und genau untersucht werden mussten.

Aber sie ließen sich weder auf die Kralle nehmen noch vom Netz abschütteln noch waren sie essbar.

Weitere prüfende Blicke nach oben... Das Knötchen bewegt sich nicht.

Und wird schließlich uninteressant. Aber eine nochmalige Überprüfung ist sicher angebracht...

 

Daleth meint...

Ok, es dient also der Sicherheit....

 

Aber es ist echt uncool!

 

 

Es ist wie es ist. Die Konstruktion hat der Prüfung stand gehalten, und ich muss mich um die gefiederten Verlockungen des Himmels und um Daleths Kapriolen nicht mehr sorgen. Und nun steht auch dem Einzug des neuen Familienmitglieds nichts mehr im Wege.

 

– – – ENDE – – –

 


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